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Gefrotzelte Wähler
Warum bewirbt sich jemand um ein Mandat, noch dazu als Listenführer, wenn er eigentlich gar nicht daran denkt, im Fall seiner Wahl in den Landtag dem Wählerauftrag auch Folge zu leisten? Wird die vielzitierte Persönlichkeitswahl da nicht zur Chimäre?
Für die Kärntner Landtagswahl am 13. März führt Jörg Haider im Wahlkreis Klagenfurt (Stadt und Land) die FPÖ-Liste als Spitzenkandidat an. Und er wird auch gewählt werden: zuletzt schafften die Freiheitlichen in diesem Wahlkreis drei Grundmandate. Nicht unwahrscheinhch außerdem, daß Haider dazu auch noch Vorzugsstimmen bekommt. 4.500 bis 5.000 vrärden da durchaus einer bewußten Persönlichkeitswahl entsprechen.
Das Mandat aber, um das sich Jörg Haider bewirbt, ist ihm freilich zu minder. Dieses und den damit verbundenen Wählerauftrag will er ja nur dann wahrnehmen, wenn er - und das ist wieder eher unwahrscheinlich - danach Kärntner Landeshauptmann wird. Sonst können ihn hinterher seine Wählerinnen und Wähler auf gut deutsch gern haben. Und hernach zieht dafür irgendwer von den hinteren Listenplätzen -reihenweise Verzichtserklärungen sind ja bei der FPÖ nicht unüblich - statt Haider in den Landtag ein, vielleicht sogar jemand, den die Haider-Wähler vom 13. März selbst nie gewählt hätten.
Das ist eigentlich eine Pervertierung des Grundgedankens der Persönlichkeits-wähl, ein demokratiepolitischer Unfug und eine Frotzelei der Wähler dazu, wenn sich ein eben Gewählter gleich wieder aus dem Staub macht.
Sind Namen denn nur noch Wahlköder, die zum Stimmenfang ausgelegt werden? Immerhin drei der acht Kärntner Listen, die sich am 13. März der Wahl stellen, wollen mit einem Namenszusatz antreten: die ÖVP mit „Christof Zernatto", die FPÖ mit „Jörg Haider" und das Liberale Forum mit „Heide Schmidt".
Gut: Zernatto ist und bleibt im Land. Haider steht schon nur mehr zur Verfügung, wenn er sich eine politische Karriere-Rosine herauspicken kann. Schmidt steht aber wirklich nicht zur Wahl. Der Wahlschein trügt auch in diesem Fall.
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