Die Bilder von Butscha

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Die Bilder von Butscha sind ein großes Fanal des Krieges in der Ukraine: Mögen Gräueltaten in Mariupol oder an anderen ukrainischen Kriegsschauplätzen durch die Medien der Welt geschwirrt sein: Es sind erst die Bilder von der Mordlust an Menschen, die nichts als ihr Leben wollten, die das Grauen dieses Krieges in die hintersten Stuben bringen. Einmal mehr zeigt sich, dass Krieg auch mit Bildern geführt wird, und die erbitterte Auseinandersetzung darüber zeigt, dass hier tatsächlich mehr erreicht werden kann, als auf den Schlachtfeldern möglich scheint.

Auch die russischen Aggressoren wissen das, deshalb auch die Versuche, die Bilder schönzureden oder ihren Wahrheitsgehalt abzustreiten. Und wie wir unsere Schwurbler kennen, werden die russischen Narrative in den einschlägigen Foren und Blasen greifen. Was ist da zu tun? Als Erstes gilt es klarzumachen, dass Bilder Mittel der Kriegsführung sind, Information wie Desinformation also auf eine Art gelenkt werden, dass man der gegnerischen Seite schadet und der eigenen nützt. Das gilt für hüben wie drüben.

Dennoch bedeutet das nicht, dass der Medienkonsument hierzulande einfach alle Bilder unter einen Generalverdacht stellen darf. Denn auch das ist eine Strategie der Desinformationstrolle der Aggressoren: am besten alle Bilder als potenzielles Fake abzustempeln. Es gibt gute und beste Gründe, die Bilder von Butscha für wahr zu halten: Seriöse Faktenchecks und unabhängige Quellen sind auch für Normalbürger im Netz zugänglich. Meist reicht die einfache Frage: Kann das wahr sein? – um im Netz (und in den Qualitätsmedien) Antwortspuren zu entdecken. Es ist nur nicht so, dass man sich ohne Mühe auf Quellen verlassen kann, deren Ursprung man nicht nachgegangen ist. Man kann dem aber nachgehen. Und wird feststellen, dass den Bildern von Butscha zu trauen ist und den Lügen der russischen Propaganda nicht. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen hat – in einem grundsätzlichen Zusammenhang – gemeint, unsere Gesellschaften müssten zu redaktionellen Gesellschaften werden. Das heißt, sich die Fähigkeiten aneignen, mit Information so wie ein verantwortungsvoller Redakteur umzugehen. Der Ukrainekrieg wird eine Nagelprobe dafür, ob und wieweit das gelingt.

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