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Ohne Damenbinden

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Als Gerhard Zeiler vom RTL 2-Inten-dantenstuhl auf den Küniglberg wechselte, nahm er Unarten mit, die im Pri-vat-TV nur zu verbreitet sind. Unterbrecherwerbung, also Werbeblöcke mitten in laufende Sendungen zu plazieren, war ihm in Österreich nicht möglich. Um dem Publikum dennoch Kommerz-Flair zu vermitteln, ließ er vor allem zur Vorabendzeit ORF-Programmankündigungen als Unterbrecher" die Sendungen zerhacken. Österreichs Seherschaft jedoch las der ORF-Führung gehörig die Leviten, sodaß die Eigenwerbe-blöcke kaum ein Jahr später wieder aus den Sendungen verschwanden.

Nicht nur in Österreich gibt es die Sehnsucht nach ungestörtem TV-Genuß: In Bayern, wo der ORF im Kabel zu empfangen ist, werden die heimischen Programme eben deswegen gern gesehen, weil sie nicht durch Schokolade- oder Damenbinden-Spots gestört werden. Sogar lokale Programmzeitschriften weisen auf diesen Umstand hin. Naturgemäß rief dies den vereinigten Zorn der Privatsender hervor, die um Werbekunden fürchten. Drohungen schüchterten Zeiler & Co. ein, und der österreichische Intendant kündigte an,. sich aus den bayrischen Netzen zurückzuziehen. Was aber gar nicht so leicht ist, denn in Bayern müssen alle Programme, die über Antenne empfangen werden können, auch irfs Kabel. Zumindest in Südbayern gehört der ORF dazu.

Die Auseinandersetzung könnte für-Private auch zum Ansporn werden, die Unterbrecherwirtschaft zu überdenken. SAT.l - wegen mäßigen Erfolgs zur Innovation gezwungen - hat das schon begriffen. Und bietet (von einer Brauerei gesponsert) werbefreie „Filmnächte" an. Nachahmenswert!

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