TV-Rechte: Sportarten (nicht) im öffentlichen Interesse

19451960198020002020

Warum der ORF die Formel 1 abgeben kann, sich aber um die Fußball-EM etc. bemühen sollte.

19451960198020002020

Warum der ORF die Formel 1 abgeben kann, sich aber um die Fußball-EM etc. bemühen sollte.

Werbung
Werbung
Werbung

Seit vielen Jahren lauten die Argumente von Verfechtern des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems, dass die Unsummen, die für Übertragungsrechte von rein kommerziellen Sportarten ausgegeben werden, nicht zum öffentlichen Auftrag gehören. Genannt wurden dabei immer die Übertragungskosten der Formel 1, die sich etwa der ORF seit Jahr und Tag trotz all dieser Unkenrufe leistete. Nun muss sich die heimische Anstalt seit Kurzem die Übertragungen mit Servus TV teilen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung: Denn erstens muss das, was Dietrich Mateschitz mit seinen Milliarden macht, unsereinen nicht wirklich kratzen – und Hand aufs Herz: Zum Konglomerat an Sportarten, die der Limonadenkönig auch in seinem Sender sponsert, passt der hochgezüchtete Autorennsport eigentlich viel besser. Und zweitens ist heute, wo den fossilen Brennstoffmotoren das Ende vor Augen steht, nicht mehr die Zeit, das auch über öffentliches Fernsehen zu promoten.

as bei der Formel 1 recht ist, muss aber beim Fußball noch lange nicht billig sein: Denn dass die Übertragungsrechte der Fußball-EM 2024 und 2028 bei Servus TV gelandet sind, zeigt zwar, wohin die Reise geht: Nachdem im Klubfußball die Zeit der „Vereine“ immer mehr zur Neige geht – Ölscheichs oder osteuropä­ische oder chinesische Oligarchen kaufen sich Klubs, der österreichische Meister Red Bull Salzburg hat auch den schon genannten einschlägigen Eigentümer (immerhin hiesiger Provenienz) –, kommen auch bei den Übertragungen die Multibillionäre zum Zug.

Der jüngste Versuch der superreichen Fußballklubs, eine eigene Liga zu gründen, ist ein weiterer Hinweis auf die Verhältnisse. Gott sei Dank ist er (jedenfalls fürs Erste) gescheitert.

Aber bei den Übertragungsrechten zeigt sich einmal mehr, woher der Wind weht. Man kann den Aufstand der Fans gegen die angedachte europäische Superliga zumindest auch so deuten, dass es irgendwann einen Umkehrpunkt weg von noch mehr Geld für immer weniger Klubs und Spieler geht. Sondern dass der Volkssport Fußball noch nicht ausgedient hat. Und deswegen bleibt er auch eine Sportart im ­öffentlichen Interesse, die nicht nur in die Hände der Superreichen gehört. Auch bei den TV-Übertragungen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung