Ulrich Seidl, Freak-Filmer

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Otto Friedrich über den bösen Buben unter Österreichs Regisseuren.

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Otto Friedrich über den bösen Buben unter Österreichs Regisseuren.

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Die Causa „Sparta“ eignet sich nicht für ein Fernverdikt: Ob Ulrich Seidl beim Dreh seines jüngsten Streifens, der nun in Toronto nicht, in San Sebastián aber schon gezeigt wird, Kinderrechte missbraucht hat, mögen rumänische Ermittlungen und Gerichte klären. Dass der böse Bube unter Österreichs Regisseuren aber immer schon mit einem Fuß im Skandal steckte, war bei vielen seiner in Stil und Inhalt einmaligen Filme evident. Zu „Paradies: Liebe“ (2012) etwa gab es Vorwürfe, dass die Darsteller der „Beachboys“, die in Kenia österreichische Frauen beglücken, von Seidl buchstäblich ausgezogen worden waren. Der Geruch des Kolonialismus: Der Filmemacher aus dem reichen Norden richte sich seine Schauspieler im armen Süden für seine Zwecke her.

Die Anschuldigungen in und aus Rumänien klingen da durchaus ähnlich – wie gesagt: Was dran ist, mögen Gerichte klären. Was man aber beurteilen kann, sind die Ergebnisse von den Seidlʼschen Drehs: Deren Settings sind überartifiziell, kehren den Menschen als Freak in allen Lebenslagen heraus, und bei näherer Betrachtung ist das behauptete oder vorgegebene Dokumentarische vor allem eine Attitüde, die an den Grenzen des Geschmacks, aber auch der Menschenverachtung entlangtorkelt. Ulrich Seidls Werk sollte insbesondere unter diesen Auspizien beurteilt werden.

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