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Museen fürs Publikum

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Um aus einem Museum mehr als eine Bewahranstalt für Kulturgüter zu machen, um die nicht nur ihrem Bauzustand nach aus dem 19. Jahrhundert stammenden Bundesmuseen den Erwartungen und Bedürfnissen heutiger Besucher anzupassen, ist nicht nur die Sanierung der vernachlässigten Gebäude erforderlich. Uber Vorschlag der „Arbeitsgruppe Bundesmuseen“, die sich aus Vertretern des Wissenschafts- und des Bautenrniniste-riums sowie der Museen rekrutiert, sollen auch Mängel im Publikums-Service und in der inneren Gestaltung behoben werden.

Dazu gehören neben einer Um-funktionierung einiger Räume — im Schloß Belvedere, der österreichischen Galerie, könnte man dadurch 30 Prozent mehr Ausstellungsfläche gewinnen — die Einbeziehung von Managern, Werbefachleuten, Bühnenbildnern und Innenarchitekten in den Museumsalltag. Sie sollen außer für die Präsentation von Sonderausstellungen auch für eine wirksamere, zeitgemäßere Darstellung der, Schauräume herangezogen werden. Beispielsweise erscheint es längst fällig, im Museum für Völkerkunde, der „Gralsburg“ mit den kürzesten Öffnungszeiten, und im Museum für angewandte Kunst, das elitäre Sonderausstellungen veranstaltet, die Schausammlungen eindrucksvoller darzubieten.

Die „Arbeitsgruppe Bundesmuseen“ will weiters ab sofort einmal pro Jahr die Museumsauf -seher, die Milliardenwerte bewachen und oft die einzigen Bezugspersonen zwischen Besuchern und Exponaten sind, für ihre Aufgabe nachdrücklicher schulen. Zunächst sollen die 60 neu aufgenommenen Aufseher in einem 14 Tage dauernden Lehrgang über einschlägige juridische und denk-malpflegerische Belange sowie über Sicherheits- und Brandschutzaufgaben informiert und auch über Besucherpsychologie und die Geschichte „ihres“ Museums instruiert werden.

Mit Filmen über jedes der dreizehn Bundesmuseen sollen weitere Bevölkerungsschichten zum Museumsbesuch animiert werden. Via Fernsehen möchte man die primär von den Habsburgern gesammelten, von Museumswissenschaftlern erforschten und von Restauratoren auf Glanz gebrachten und in die Gegenwart geretteten Schätze bisher nicht erreichten Bevölkerungsgruppen vorstellen.

Für bauliche Maßnahmen steht die im Sommer 1987 vom Ministerrat bewilligte „Museumsmilliarde“ des Wirtschaftsministeriums zur Verfügung. Als erste profitieren davon das Kunsthistorische Museum und das Palais Lob-kowitz. So erhält das Kunsthistorische Museum den schon vor Jahr und Tag zugesagten Lift und die Gemäldegalerie eine Klimaanlage. Außerdem wird das Foyer neu gestaltet.

Für die Cafeteria sucht man einen neuen Pächter, der den Betrieb besucherfreundlicher und effizienter führt. Im Palais Lob-kowitz wird nach einer aus Geldmangel aufgezwungenen Pause nun mit einem Kostenaufwand von insgesamt 40 Millionen Schilling zügig weiter umgebaut und saniert, sodaß die Theatersammlung und das Theatermuseum 1989 eröffnet werden können.

Im Naturhistorischen Museum werden nicht bloß die Fensterschäden behoben und wird in allen Abteilungen elektrisches Licht eingeleitet. Es bekommt einen „Mustersaal“ und den dringend erforderlichen Tiefenspeicher. In das Museum für angewandte Kunst investiert das Wirtschaftsministerium insgesamt 280 Millionen Schilling. Das bedeutet, daß das Haus am Stubenring ebenfalls sein Depot als Tiefenspeicher ausbauen kann.

Für den Um- und Ausbau des Technischen Museums sind 200 Millionen Schilling vorgesehen und für das Museum für Völkerkunde 35 Millionen. Allerdings beginnen die Arbeiten an diesen Museen ebenso wie im Belvedere und in der Albertina erst im nächsten Jahr, da die Pläne noch nicht im Detail vorliegen. Im Museum moderner Kunst werden lediglich kleine Reparaturen durchgeführt, weil noch nicht feststeht, ob und ab wann die Sammlung in den Messepalast einziehen wird.

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