7056692-1991_20_19.jpg
Digital In Arbeit

Museum Hohenems

Werbung
Werbung
Werbung

Hohenems, erst seit 1756 österreichisch, stand ab 1617 für „Schutzjuden" offen, von denen sich die Emser Grafen wirtschaftliche Vorteile erhofften. Nie gab es hier ein Ghetto, auf ein Progrom im 17. Jahrhundert folgte erst wieder gegen 1900 massiver nationaler und vor allem christlichsozialer Antisemitismus. Die Judenschule von „Houchenems" hatte einen ausgezeichneten Ruf und wurde bis zum Verbot 1896 auch von christlichen Schülern besucht. Der Begründer des reformierten „Wiener Ritus" und Vater der modernen Syna-gogenmusik, Salomon Sulzer (1804-1890), stammt aus Hohenems, das seine Industrialisierung dem liberalen Judentum verdankt.

In der mustergültig adaptierten Villa einer jüdischen Untemehmerfamilie tragen Stadt und Land nun ihre Dankesschuld ab. Eine öffentliche Kontroverse um die Konzeption des .Jüdischen Museums Hohenems" -hier jüdisches Heimat- und Brauchtum-Museum, dort Aufarbeitung der Rolle einer Minderheit inklusive Judenverfolgung - lassen hoffen, daß die Villa Rosenthal-Heimann wenigerein rückwärtsgewandtes Museum sein als Raum für christlich-jüdische Ökumene und für das Studium des Komplexes Antisemitismus geben wird.

Die Exponate sind mehrschichtig angeordnet, als eine Art begehbares Buch und ergänzt durch Tondokumente und eine Bibliothek. Die Geschichte des Schutz- und Landjudentums im Bodenseeraum wird ebenso greifbar wie die religiöse Entwicklung in der Diaspora Westeuropas, das All- und Feiertagsleben des „israelitischen" Bürgertums, seine kulturelle Emanzipation im 19. Jahrhundert und das Ende der (Reste der) Emser Judengemeinde im Holokaust. Vorarlberg ist um eine unbequeme Attraktion von bleibender Bedeutung reicher.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung