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Muslim und Christen gemeinsam für den Frieden
Nach seiner Rückkehr aus Damaskus beantwortete Kardinal Dr. Franz König in einem Interview für die FURCHE einige Fragen:
FURCHE: Sie hatten bei Ihren Besuchen in Ägypten in früheren Jahren schon mehrfach Kontakt mit muslimischen Würdenträgern. Sehen Sie in jenen Kontakten eine Vorstufe des Besuchs in Damaskus? Wie sehen Sie den Unterschied in der Aufnahme in Kairo und in Damaskus?
Kardinal König: Ich hatte in früheren Jahren Gelegenheit, an der
mohammedanischen Universität in Kairo, Al-Azhar, einen Vortrag über die Gottesvorstellung im Christentum und im Islam zu halten. Die Einladung zu diesem Vortrag kam ebenfalls überraschend anläßlich eines Aufenthaltes in Kairo, zu dem ich von der ägyptischen Regierung als Gast geladen war. Der Vortrag hat ein großes Echo in der arabischen Welt gehabt. Ob die Einladung in Damaskus damit im Zusammenhang steht, kann ich nicht beurteilen. Es wurde nicht ausdrücklich darauf Bezug genommen. Der Unterschied zwischen Kairo und Damaskus ist wohl darin zu sehen, daß es sich im ersten Fall um eine Universität mit einem großen Stamm von Professoren und einem zahlreichen Studentenauditorium handelte, im zweiten Fall um eine Freitags-Versammlung mit Predigt und anschließender Gebetsstunde um 12 Uhr, an der das „Volk“ und besonders viele junge Menschen teilnahmen.
FURCHE: Hat sich die Stiftung Pro Oriente, die ja dem Kontakt mit den Ostkirchen •dienen soll, auch bisher mit dem Islam und der Aufnahme des Kontaktes zu diesem gefestigt?
Kardinal König: In Rom befindet sich ein Sekretariat für nichtchristliche Rehgionen, an dessen Spitze Kardinal Pignedoh steht. In diesem Sekretariat befindet sich eine besondere Abteilung für die Beziehungen mit den Musüm. Ich bin sozusagen im Interesse des genannten Sekretariates tätig gewesen und werde Kardinal Pignedoh als dem zuständigen Präsidenten berichten.
Die Stiftung „Pro Oriente“ befaßt sich - in Verbindung mit dem römischen Sekretariat zur Förderung der christlichen Einheit - mit Verbindungen vorwiegend mit den nichtkatholischen Ostkirchen. Begegnungen mit dem Islam gehören an sich nicht zur Tätigkeit der Stiftung Pro Oriente.
FURCHE: Die Arbeiten von Pro Oriente, speziell die in Wien abge-
haltenen Symposien haben wesentlich dazu beigetragen, uralte Miß-' Verständnisse aufzuklären, Ressentiments abzubauen, und wenigstens eine Annäherung zwischen der römisch-katholischen und den östlichen christlichen Kirchen anzubahnen. Sehen Sie solche Möglichkeiten auch gegenüber dem Islam?
Kardinal König: Es hegt im Arbeitsbereich des Sekretariates für die nichtchristhchen Religionen, in dieser Richtung tätig zu sein. Zum Teil ist dies in anderen Ländern im Gange, ohne viel die Medien zu befassen. Ich hoffe und wünsche, daß sich solche Möglichkeiten, wie sie
sich in Damaskus ergeben haben, auch in anderen Ländern finden und realisieren lassen.
FURCHE: Wo wären die Hindernisse auf dem Weg zu einer solchen Annäherung? Aufweichen Gebieten lägen die Gemeinsamkeiten, die solche Annäherung erleichtern könnten?
Kadinal König: Die gemeinsamen Interessen sehe ich besonders darin, daß heute immer mehr erkannt wird, wie sehr geistige und geistliche Kräfte in der Welt notwenig sind, um im Dienste des Friedens und der Gerechtigkeit aktiv zu werden. Die großen religiösen Gemeinschaften der Welt können ihre Wirkkraft um ein Vielfaches verstärken, wenn Mißstimmungen, Mißtrauen abgebaut und gemeinsame Aufgaben gesehen werden.
FURCHE: Wie weit sehen Sie die Möglichkeit, Christen und Muslim gemeinsam zur Abwehr des Atheismus und des Agnostizismus zu mobilisieren?
Kardinal König: Daran sind gerade die Musüm besonders interessiert. Wie so oft in der Geschichte führen Provokation und Herausforderurig von feindlicher Seite zu einem näheren Zusammenrücken derer, die davon betroffen werden. Das gilt ohne Zweifel für den marxistischen Atheismus gegenüber den drei monotheistischen Rehgionen.
FURCHE: Glauben Sie, daß eine solche Mobilisierung auch die Juden einbeziehen könnte, um damit auch politisch dem Frieden im Nahen Osten zu dienen?
Kardinal König: Zur Zeit sehe ich aus politischen Gründen keine solche Möglichkeit. Aber in der Zukunft - so hoffe ich - wird es gelingen, die monotheistischen Rehgionen einander näherzubringen, um für Verständigung und Frieden in der Welt wenigstens indirekt tätig sein zu können.
(Das Interview mit dem Kardinal führte Felix Gamillscheg)
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