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Digital In Arbeit

Mut zum Risiko

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Seit einigen Monaten ist in Österreich „Kultursponsoring“ eines der Schlüsselworte moderner Unterhaltung. Privat und auf Seminaren, in Werbeabteilungen, In-Beiseln, ja, als Fortsetzungsstory in Medien entgeht man den Statements dazu nicht:

Als Künstler bin ich einer der Betroffenen, um die herum eine ganze Landschaft in Bewegung gekommen sein soll. Bewegt sich wirklich was, oder wird nur künstlicher Fahrtwind erzeugt? Eine Unzahl akademischer Antworten sind möglich. Doch nur Geduld! Bald werden wir Ergebnisse betrachten und analysieren können. Was nicht sichtbar wird, hat sich eben als „Zeitgeist“ verflüchtigt. Kulturarbeit, die ihr Sponsorgeld wert war, sollte einige Tage länger überprüfbar bleiben.

Abseits aller Kritik glaube ich, daß mein wichtigstes Argument eigentlich meine Kunst sein sollte. Sie steht allen zur Anteilnahme, zur Kritik - zum Sponsern offen, muß sich aber auch gegen Moden, Argumente und tagespolitische Tendenzen behaupten. • Wenn jemand glaubt, für unsere Kultur (eine Uberlebensnotwendigkeit) ist etwas getan, indem man eine Opernaufführung sponsert r- soll er! In Wahrheit haben kulturpolitische Fehlplanung und Kurzsichtigkeit in ein Milliardenbudget öffentlicher Gelder ein kleines Millionenloch gerissen. Dieses Loch wurde von einem nur sogenannten Sponsor werbewirksam und billig gestopft - das ist alles!

• Wenn Österreich-Filialen internationaler Konzerne Teile ihrer Werbeetats wohldosiert in die Kulturlandschaft „streuen“ (Devise: „Nur kein Risiko, kein verfängliches Engagement“), kalkulieren sie sicher richtig mit Werbewirkungen der jeweiligen Saison, doch in der Praxis dokumentieren die Verantwortlichen der Kunst gegenüber eine Haltung, wie sie Stadt und Staat mit ihrer Gießkannenförderung ungebrochen seit den fünfziger Jahren alibihaft praktizieren.

• Wenn ein heimischer Unternehmer einfach Bilder kauft und damit erst die Repräsentationsräume, dann die Büros und später sogar die Gänge vollhängt, diese Käufe nun nach neuestem Steuererlaß auch noch abschreiben kann (für die Kunst etwa von der gleichen Wichtigkeit wie die steuerlichen Aspekte der Ehe für die Liebe...), so entsteht nicht mehr als viele Meter verlängerter Wohnzimmerkultur.

Die angeführten Beispiele aus unserem Kulturalltag sind bestenfalls ehrbare Werbung oder Kunstkauf und haben mit Sponsoring absolut nichts zu tun.

Von Sponsoring kann man sprechen, wenn Partner aus Wirtschaft und Kunst sich gemeinsam mit klaren kulturellen Absichten innovativen Aufgaben stellen, sich einem Abenteuer ausliefern, das heißt, sich wie in der Forschung auf Unbekanntes einlassen. Das hat zu tun mit Aufgabe, Vision, Lust... alle anderen Aspekte - Werbung, Steuer, Prestige und so weiter — sind Folgewirkungen, ja, werden sich bei gut geleisteter Arbeit von selbst einstellen.

Wie könnte die Aufgabe aussehen?

In mehrmonatiger Arbeit habe ich beispielsweise Projekte im Bereich Kultur/Fremdenverkehr . erarbeitet. Von konkreten Produkten bis zur Kulturbeschilderung der Autobahn Wien — Salzburg und künstlerischen Stadt-und Österreichrundfahrten. Als Modellfall wurde die Aktion „Care-Paket“ in Zusammenarbeit mit, den österreichischen Bundesmuseen realisiert, und sie fand beträchtliche Medienwirkung.

Sponsoring würde für mich nun bedeuten, ein Unternehmen mit Interessen im Fremdenverkehr zu finden, das sich in der weiteren Ausarbeitung und Verwertung meiner Konzepte engagiert. Welcher Markt sich im Bereich Kultur/Fremdenverkehr unter dem Aspekt der zeitgenössischen Kunst eröffnet, erwies sich erst vor wenigen Wochen: Auf der „Europalia“ in Brüssel zeigten weit mehr als eine Million zahlender Besucher ihr Interesse an einem Österreich jenseits von Sängerknaben und Lipizzanern. Die Selbstdarstellung unseres Landes mit den Mitteln der Kultur des zwanzigsten Jahrhunderts ist gerade in den letzten Monaten dringender als je zuvor eine politische Notwendigkeit geworden.

Die Herausforderung für Sponsoren liegt bereit. Es geht darum, vorhandenes kreatives Potential auszuschöpfen und mit effizienten Managementmethoden zu realisieren. Als Souvenirs könnten dabei sogar Zeichnungen und Fotos für Bürowände abfallen, im Glücksfall würde die Qualität der Zeichnungen Kunstmarktwert erreichen.

Der Autor ist Zeichner, Maler und Designer in Wien.

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