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Nach den ,Hunnen’ die ,Goten’

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Der in Wiener Neustadt geborene Autor hat bereits über „Die Zehn Gebote“ und „Die Hunnen“ geschrieben, nun hat er alles zusammengetragen, was wissenswert über die Goten ist. Von den Kelten hat uns Xenophon und Cäsar berichtet, Namen wie Gallus, Galater, Galizien im polnischen und spanischen Raum sind keltisch. Bei der Gotenwanderung von Gotland, Göteburg bis Gotalanien, dem heutigen Katalanien, ist manches unbekannt geblieben. Zuerst sind sie zur Weichselmündung gekommen, dann von hier durch die weite Ebene zum Schwarzen Meer, wo vor 1600 Jahren Ermanrich, ihr König, gestorben ist. Hier war das erste Gotenreich. Hundert Jahre später zieht Theoderich der Große über die Balkanländer gegen Ravenna, begründet hier das Reich der Ostgoten, das sich mit dem oströmischen Reich in der Balkanherrschaft teilt, Pannonien und Noricum bis zur Donau mit Italien verbindet. Die Westgoten, die durch Griechenland zogen, ziehen unter Alarich (gestorben am Busento) nach Spanien, gründen das tolesianische Reich und helfen dem Römer Aetius, die Hunnen zu schlagen. Nachfolger treten zum Christentum über. Nun beginnt auch der Arianismus eine große Rolle zu spielen. Rom vereinigt sich mit Nordfrankreich. In Spanien leben noch ro- manisierte Kelten, gegenüber diesen Millionen sind die Goten fast eine Minderheit, etwa 300.000 - neben Basken und Juden. In den Städten entstehen Gotenkirchen, die ihre Spuren im „gotischen“ Baustil später hinterlassen.

Interessant ist der Bericht über die Juden, die den Kaufmannsstand bilden, als Chronisten sind die Bischöfe tätig. Erzbischof Julian von Toledo (680 bis 690) ist ein getaufter Jude (wie Torquemada!). Die Juden werden Leibeigene des Staates, sie haben allen Grund, mit den invadierenden Arabern und Berbern zu sympathisieren.

Die Araber dringen über das Grenzgebirge nach Frankreich vor, werden von den Karolingern zurückgedrängt.

Siege und Niederlagen (Xeres da la Frontera und Covadonga) werden plastisch vorgeführt, Ulfila, der Bischof der Goten im 4. Jahrhundert wird als Übersetzer der Bibel nicht vergessen. Wer sich über die Goten spannend und ausgezeichnet informieren lassen will, vom Geschick der Krimgoten bis Nordafrika, greife nach diesem Buch. Ein bibliographischer Epilog gibt Auskunft über sonstige Literatur, unter Einbezug gewisser Kuriositäten (Backhaus, „Die Germanen, ein semitischer Volksstamm“, Berlin 1879!).

AUF DEN SPUREN DER GOTEN, von Hermann Schreiber. List Verlag, München, 352 Seiten, 64 Bildtafeln, Karten, öS 215,60.

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