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Nach Ostern

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Nach Ostern ist alles anders, so hoffen viele in diesen Tagen. Das klingt auch ganz biblisch. Die einen nähren diese Hoffnung aus einer lebendig gefeierten Osterliturgie, die zu Herzen ging und ins Leben griff. Die anderen haben wenigstens durch einen Osterurlaub neue Kraft und Hoffnung geschöpft.

Nach Ostern war alles anders, damals. Das Leben hatte den Tod besiegt, das Grab war leer und die Wunden strahlten; den sie vor Tagen erst sterben sahen, der war nun neu wieder mitten unter ihnen. Soviel war anders, nur die Menschen rundherum begriffen noch so vieles nicht und änderten sich nur langsam. Angst, Zweifel und Unsicherheit hielten sie gefangen. Und so sollten sie aus der kleinen vertrauten Welt von Galiläa und Judäa hinausgehen in eine große unbekannte Welt, deren Grenzen sie noch gar nicht kannten? Es brauchte Zeugen der Auferstehung und Gottes Geist, daß aus der ängstlichen Schar jene überzeugende Ur- gemeinde wurde.

Auf der Bischofskonferenz vor Ostern fiel mitten in die Diskussion über zahllose Probleme das Wort:,Eigentlich wäre es auch heute unsere erste Aufgabe, Zeugen des Auferstandenen zu sein.“

Was heißt das nun nach Ostern?

Bischöfe sollten den Menschen durch ihre persönliche Haltung und den Grundton ihrer Verkündigung noch mehr vermitteln von der Zuversicht der Osterbotschaft und der Freude, die daraus kommt. Bischöfe sollten die Menschen Gott erfahren lassen als einen Gott des Lebens und nicht des Todes, einen Gott, der in die Weite und in die Freiheit führt, einen Gott, der seinen Geist auch heute ausgießt über alles Fleisch, so daß „eure Söhne und Töchter“ wieder zu Propheten werden und Träume und Visionen haben. (Apg 2J.7)

Bischöfe sollten den Gemeinden helfen und sie unermüdlich ermahnen, wie Schwestern und Brüder zueinander zu sein, um wie damals in der Urkirche „in Freude und Einfalt des Herzens“ das Brot zu brechen, alles miteinander zu teilen, so daß niemand Not leidet.

Die Bischöfe sollten die Kirche insgesamt nachösterlich missionarisch machen, weltoffen, zum Dialog bereit, vor allem mit jenen, die Verantwortung tragen in Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.

Nach Ostern könnte vieles anders werden. Gott hat das Seine längst getan. An uns liegt es, ob sich sichtbar etwas ändern wird. Es liegt an den Bischöfen und Priestern, an den Laien, wo immer sie in der Kirche stehen mögen, es liegt an den Menschen draußen in der Welt.

Ostern ist vorbei: Wo bleiben die Zeugen des Auferstandenen?

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