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Nachrichtensatelliten: Kampf um freie Plätze

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„Es gibt nur einen begrenzten Raum, der für die Telekommunikation (via Satelliten) nützlich ist," erklärt der NASA-Spezialist Jack Salzman, „wenn wir wie bisher weitermachen, wird dieser Raum demnächst gesättigt sein."

Der .JAaum": ein unsichtbarer Ring in knapp 36.000 Kilometer Höhe über dem Äquator, in dem ein Satellit 24 Stunden für einen Umlauf braucht; der Vorteil: Diese Bahn ist „geostationär", der künstliche Himmelskörper ist über einem bestimmten Punkt der Erde „aufgehängt" und kann ununterbrochen bis zu 43 Prozent der Erdoberfläche mit Signalen beschicken. Dieser Ring birgt das Geheimnis der TV-Direktüber-t/agungen ebenso wie der klaren Telefongespräche von Erdteil zu Erdteil.

Derzeit hängen bereits an die 80 Satelliten amerikanischer, europäischer, sowjetischer und japanischer Herkunft da oben. Allein in den USA wurden 1981 der Start weiterer 20 und der Bau weiterer 25 genehmigt.

Das Resultat der All-Bedrängung: die Sende-Einheiten für Satcom IV wurden in den USA um 170 bis 220 Millionen Schilling (bei Sotheby) versteigert — Beträge die weit über dem Hardware-Wert hegen und den Platzmangel bei steigender Nachfrage reflektieren.

Das Gedränge über dem Äquator betrifft auch Europa/Afrika, Asien und den pazifischen Raum, ist aber über Amerika besonders arg: für die USA ist die übliche Sendefrequenz, das C-Band, bereits voll ausgelastet, Anfang der neunziger Jahre wird es auch das Ersatz-Ku-Band sein.

Jetzt überlegen die US-Gremien, ob man nicht den durch eine internationale Verabmachung fixierten Abstand von 3000 Kilometern zwischen den einzelnen Satelliten halbieren könnte. Dieser Abstand wurde festgesetzt, um die gegenseitigen Störungen der Sender auf einem Minimum zu halten. Verringert man den Abstand, könnten zwar noch die großen Anlagen wie die bei Af lenz in der Steiermark empfangen, aber die tausenden kleinen „Untertassen-Empfänger" wären hoffnungslos mit Geisterbildern der Nachbarsatelliten gestört.

Es gibt aber noch ein anderes Problem, das nicht technischer Natur ist: der Äquatorring - beschweren sich Länder vor allem der südlichen Halbkugel — wird völlig besetzt sein, bis sie ihre geplanten Telekommunikationssatelliten fertig haben. „Die Schaffung neuer Plätze", gibt Salzman zu, „um unsere eigenen Satelliten unterzubringen, kann so verstanden werden, daß die USA einen großen Teil des Ringes füllen, ohne auf andere Länder Rücksicht zu nehmen."

Auf der Warteliste stehen—zum Teil auch für den Abschuß mit der Europa-Rakete „Ariane" —: Mexiko, Kolumbien, Brasilien, Australien, Indonesien und die arabischen Emirate. Sollte es den lateinamerikanischen Ländern nicht gelingen, eigene Sender im All zu plazieren, erhält der „Yankee-Imperialismus" eine bleibende Facette, den „TV-Imperialismus"; während die eigenen Fernsehprogramme nur mangelhaft über wenige Bodenstationen ausgestrahlt werden können, ist über alle Gebirge hinweg in großen Teilen Südamerikas das US-Fernsehen aufzufangen...

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