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Nahost: Der Ball ist jetzt bei Israel…

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Beeinflußt durch die USA und Ägypten profiliert sich die nahöstliche Auseinandersetzung immer mehr auf die nordafrikanische Schaltstelle, den Sitz der Arabischen Liga und

das Hauptquartier von Yasser Arafat. Kairo hat amerikanischpalästinensische Geheimgespräche patroniert, die Bildung einer PLO-Exilregierung in Tunis empfohlen und der gegenseitigen palästinensisch-israelischen Anerkennung das Wort geredet.

Zur gleichen Zeit hat der amerikanische Außenminister George Shultz Israel wegen dessen Siedlungspolitik überraschend offen getadelt, die beiden ausgewiesenen palästinensischen Bürgermeister Freij und Mil- hem demonstrativ empfangen und —durch seinen Vize M. Dra-v per — die Schuld für die beiden Beiruter Lagermassaker (Sabra und Chatila) dem jüdischen Staat angelastet.

Die Ausweisung amerikanischer Hochschulprofessoren durch die israelischen Behörden ebenso wie die von ausländischen Lehrkräften abverlangten Anti-PLO-Erklärungen haben auch nicht gerade zum Weihnachtsfrieden beigetragen. Und Beamte des US-Konsulates im arabischen Ost-Jerusalem haben ihrerseits PLO-Sympa- thien bekundet.

Im PLO-Hauptquartier „Hotel Salwa“, 22 Kilometer südlich von Tunis am Meeresstrand, heißt es, „der Ball für den Nahostfrieden ist nunmehr im israelischen Lager. Und das nicht einmal nur nach dem Fall Libanon.“— Das ewige „Njet“ Begins gemahne an jenes von Molotov während der Anfänge der UNO

und erwecke allmählich auch Gefühle des internationalen Mißmutes. Die Araberlobby in den USA fasse zunehmend Fuß…

Der konservativste Nah-

ostherrscher, Saudi-König Fahd, hat seine erste Auslandsreise zu dem „revolutionären“ algerischen Präsidenten Chadli Benjedid unternommen. Ihm scheint der wahabitische Gebieter die bisherige Unterstützung der Polisariofront in deren West-Saharakrieg gegen Marokko abgekauft zu haben.

Ein hochbrisanter Unruheherd in Nahost bleibt indessen bestehen. Es ist das Reich der syrischen Assad-Brüder. Präsident und Geheimdienstchef kommandieren den arabischradikalen, Kreml-verbundenen Flügel der Baath-Partei. Die Pervertierung der Lage im Libanon, die Unterstützung des Chomeiniregimes sowie die neuerlichen Gängelungsversuche von Arafats PLO stehen ebenso auf dem Damaszener Schuldkonto wie die illegale Schließung der Irak-Pipeline- zweige ans Mittelmeer.

Syriens Informationsminister Ahmad Iskander hat Arafat das Recht abgesprochen „im Namen der Palästinenser zu wirken“, Tunesien sowie deren PLO—Gästen wurden (zur Strafe und Warnung) bereits Killer in Haus geschickt, und das PLO- Exilparlament (Nationalrat) kann wegen des Konfliktes zwischen dem Damaszener und Tuniser Flügel seit November 1982, nicht zusammentreten.

Seit September bis dato hat es Hafez Al Assad dreimal abgelehnt, Arafat zu treffen.

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