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Neue Aufregung in St. Pölten

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Ob das „Werk Mariens” etwas mit dem „Engelwerk” zu tun hat, ist ungewiß, bei der brasilianischen Diözese Anapolis steht es fest. Für diese Diözese hat Bischof Kurt Krenn unlängst Diakone geweiht.

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Ob das „Werk Mariens” etwas mit dem „Engelwerk” zu tun hat, ist ungewiß, bei der brasilianischen Diözese Anapolis steht es fest. Für diese Diözese hat Bischof Kurt Krenn unlängst Diakone geweiht.

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Die Diözese Anapolis beherbergt nicht nur ein Kloster und die Hochschule des mit dem „Opus Angelo-rum” (OA) oder „Engelwerk” verflochtenen Ordens der Regularkano-niker vom Heiligen Kreuz (ORC), auf diese Diözese wurden auch schon mehrere vom O A empfohlene Kandidaten geweiht. Auch der 1985 geweihte heutige theologische Referent von Bischof Krenn, Reinhard Knittel, der inzwischen in St. Pölten inkardi-niert wurde und mit dem OA nichts mehr zu tun haben will, gehörte jahrelang dieser Diözese an.

In Augsburg unbekannt

Wie sich nun herausstellte, hat Bischof Krenn im Vorjahr in seiner Hauskapelle in St. Pölten fünf Diakone geweiht: Conrad Stockner, Anton Bentlage, Karl Barton, Bela Horvath, Bernhard Spieß. Selbige kamen allerdings nicht, wie im St. Pöltner Diöze-sanblatt fälschlich stand, als Alumnen des Augsburger Priesterseminars zur Weihe. Dem Augsburger Regens sind Barton und Stockner ganz unbekannt, die anderen waren vor Jahren einige Zeit im Seminar, schieden aber aus vertraulichen Gründen wieder aus und erwarben dort keineswegs die

Voraussetzungen für die Diakonweihe.

FURCHE-Recherchen ergaben, daß vermutlich alle (nur bei Stockner ließ es sich nicht bestätigen) aus der „Katholischen Pfadfinderschaft Europas” kommen, die der ehemalige Jesuit Andreas Hönisch gegründet hat, und jetzt dem von Hönisch initiierten Orden „Servi Jesu et Mariae” (SJM) angehören dürften. Da dieser Orden noch nicht offiziell anerkannt ist, müssen seine Weihekandidaten einen anderen Rechtsträger (Orden oder Diözese) finden. Von Hönisch ist bekannt, daß er jahrelang das Opus Angelorum empfohlen hat.

Geheimnistuerei um Fakten

In der Diözese Augsburg wurde man hellhörig, als im Vorjahr Laien beim Ordinariat wegen eines neuen Diakons vorstellig wurden, den ihr Pfarrer für einzelne Dienste heranzog. Prälat Georg Beis, damals Diözesan-administrator, bestätigte der FURCHE, daß er den Mann kommen ließ und feststellte, daß dieser, ein Südtiroler, von Bischof Krenn auf die Diözese Anapolis geweiht worden war, und zwar in Rom - es war übrigens keiner der fünf in St. Pölten Geweihten.

Daß auch diese fünf auf Anapolis geweiht wurden, wurde der FURCHE in Augsburg aus dem Bekanntenkreis eines dieser Diakone, aber noch nicht aus St. Pölten bestätigt. Zumindest Karl Barton ist inzwischen schon Priester geworden, denn er feierte dieser Tage seine Nachprimiz in München in der Pfarre Waldperlach des als „Engelwerker” bekannten Pfarrers Karl Maria Harrer.

Am 18. Februar haben mit einer Kundgebung auf dem Domplatz von St. Pölten über 500 Menschen dagegen protestiert, daß der Verein „Werk Mariens - Verein zur Förderung von Priesterberufen” mit Zustimmung von Bischof Krenn einen Gasthof in der Ortschaft Klein-Hain erworben hat, um dort eine Ausbildungsstätte für Priester zu errichten. Auch auf dem Studienhaus Mayerling, aus dem nun das „Werk Mariens” des P. Werner Schmid hervorgegangen ist, lag von der Entstehung an ein Engelwerk-Schatten. De jure ist Schmid noch Angehöriger der Kongregation vom Kostbaren Blut, die mit seinen Aktivitäten nicht einverstanden ist.

Entsteht „Parallelklerus”?

Die ersten zehn dem „Werk Märiens” angehörenden Studenten -Deutsche, von denen neun nicht die Studienberechtigung in Österreich haben - studieren bereits an der St. Pöltener Philosophisch-theologischen Hochschule. Bischof Krenn hat dies gegen den Wunsch der dortigen Professoren verfügt und bereitet nun auch ein neues Hochschulstatut vor.

In St. Pölten wächst daher die Angst, daß so abseits vom diözesanen Priesterseminar ein „Parallelklerus” herangebildet werden könnte. Vor diesem Hintergrund hat bei der Kundgebung am 18. Februar der Augustiner-Chorherr Ambrosius Straka, Pfarrer von Hain, kritische Fragen aufgeworfen und vor einer Spaltung in der Diözese gewarnt.

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