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Neue Bahn mit Geist

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Nach der Untersagung der Jagd auf. bestimmte Geldscheine bietet sich den Boulevardblättern folgendes Leserquiz an: Wer findet heraus, was mit den gepumpten Schilling-Milliarden eigentlich passiert ist, die Bruno Kreisky bekanntlich weniger schlaflose Nächte bereiteten als tausend zusätzliche Arbeitslose?

Die Verstaatlichte Industrie, wohin angeblich etliche dieser Milliarden flössen, steckt tiefer in der Krise denn je und muß von der neuen Regierung unter großen sozialen Schmerzen umstrukturiert werden. Und die österreichischen Bundesbahnen, ebenfalls ein traditioneller Empfänger von Staatshilfe, fahren ihre Verluste auf Trassen der k. u. k. Zeit ein.

Während in Japan und Frankreich Hoch-geschwindigkeitsstrek-ken der Luftfahrt Konkurrenz machen, müssen in Osterreich der Verkehrsminister und der neue ÖBB-Ge-neraldirektor bei Stunde Null anfangen.

Erfreulicherweise sind beide Herren weit davon entfernt, ihre Situation zu bejammern, sondern offensichtlich gewillt, die Herausforderung, genannt „Neue Bahn”, anzunehmen. Es war erfrischend, von Verkehrsminister Rudolf Streicher zu hören, daß man auf die ständigen Marktanteilsverluste mit einer Verbesserung des Leistungsangebots der Bahn reagieren werde. Und daß im kommenden Gesamtverkehrskonzept Straße und Schiene gleichberechtigte Partner sein werden.

Die letzten Regierungen hatten ja bekanntermaßen den „Vorrang der Schiene” proklamiert und auf Marktanteilsverluste der Bahn stets mit zusätzlichen Belastungen des Straßenverkehrs reagiert.

Hoffnung macht auch das in einem Interview geäußerte Eingeständnis des neuen ÖBB-Generaldirek-tors, daß am Niedergang der Bahn auch die Bahn selbst Schuld trage: „Es herrschte und herrscht immer noch eine gewisse Bürokratie vor. Vom Management gingen zu wenig Impulse aus, und die Organisationsform ist nicht mehr zeitgemäß.” Und: Bei dem Konzept „Neue Bahn” gehe es nicht nur um ein neues Netz und einen neuen Wagenpark, sondern um einen neuen Geist, eine neue Serviceorientierung.

Konzept und Einstellung der Spitzenexponenten dürften also erstmals nach Jahrzehnten der Defensive stimmen. Gemessen werden die Herren Streicher und Ubleis aber letztlich an ihren Taten werden.

Der Bau eines Basistunnels unter dem Brenner ist klarerweise ein Jahrhundertprojekt. Eine Verbesserung des Service auf Bahnhöfen und in den Zügen, eine bessere A bstimmung der Zugsverbindungen und ähnliche „2000 Kleinigkeiten” (Ubleis) müßten sich von einem dynamischen Management aber auch in zwei, drei Jahren machen lassen.

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