7057743-1991_24_07.jpg
Digital In Arbeit

Neue Chancen für AHS-Absolventen

19451960198020002020

Wenn es darum geht, Gelerntes in die Praxis umzusetzen, hat es ein Schultyp besonders schwer: die allgemeinbildende höhere Schule (AHS). Den AHS-Maturanten bleibt oft nichts anderes übrig, als den Weg in die überfüllten Universitäten anzutreten. Für jene, denen das gar nicht so verlockend erscheint, offeriert die Wiener Handelskammer ab September einen neuen Bildungsgang: die WIFI-Berufsakademie für Maturanten.

19451960198020002020

Wenn es darum geht, Gelerntes in die Praxis umzusetzen, hat es ein Schultyp besonders schwer: die allgemeinbildende höhere Schule (AHS). Den AHS-Maturanten bleibt oft nichts anderes übrig, als den Weg in die überfüllten Universitäten anzutreten. Für jene, denen das gar nicht so verlockend erscheint, offeriert die Wiener Handelskammer ab September einen neuen Bildungsgang: die WIFI-Berufsakademie für Maturanten.

Werbung
Werbung
Werbung

Zielgruppe der Berufsakademie sind Studienberechtigte, die „schulmüde” aber nicht „lemmüde” sind, denn eine „Spielerei” ist dieser Weg natürlich nicht. Notwendige Voraussetzung für die Aufnahme ist das Vorliegen eines Teilzeitarbeitsvertrages mit einem Wiener Großbetrieb, der durch die Wiener Handelskammer vermittelt wird.

Ist die Aussicht, endlich eigenes Geld zu haben - bis zu 7.000 Schilling netto im Monat - auch sehr verlockend, die ersten Schillinge müssen trotzdem erst verdient werden. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 25 Stunden im Jahresdurchschnitt, dazu kommt das Studium von bis zu 18 Wochenstunden über einen Zeitraum von vier Semestern. Angeboten werden vorerst Lehrgänge für - Spedition, Materialwirtschaft und Transportwesen sowie

- Außenhandel.

Die Ausbildung erfolgt sowohl in einem Unternehmen als auch im Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI). Der betriebliche Teil umfaßt unter anderem Inhalte wie Organisation und Verwaltung, Kostenrechnung und Kalkulation, Rechnungswesen und Zahlungsverkehr oder Waren- und Produktkunde, während im begleitenden WIFI-Seminar Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, aber auch Fremdsprachen vorgesehen sind. Theorie und Praxis sollen einander sinnvoll ergänzen. Angeboten wird diese Berufsakademie allerdings vorerst nur vom WIFI-Wien.

Noch ein Wort zum Thema Kosten: Auf 120.000 Schilling pro Teilneh-

Auf 120.000 Schilling pro Teilnehmer werden die Aufwendungen veranschlagt... mer werden die Aufwendungen für diesen Lehrgang veranschlagt, wobei eine Teilfinanzierung aus Mitteln der Arbeitsmarktverwaltung angestrebt wird. Konkrete Zusagen gibt es. allerdings noch nicht. Sicher ist nur, daß der Teilnehmer pro Semester mindestens 3.000 Schilling Studiengeld aus der eigenen Tasche zahlen muß.

Übernimmt die Firma die Ausbil dungskosten, wird vertraglich festge halten, daß der Absolvent einige Jah re im Unternehmen bleiben muß. Is das nicht der Fall, müssen die Studiengebühren rückerstattet werden. Gestaffelt, je nach Dauer der Zugehörigkeit zum Betrieb.

Wie es allerdings jetzt aussieht, sind die Betriebe zwar bereit, für die Dauer der Ausbildung (vier Semester) die Teilzeitverträge zu geben, doch eine Vollbeschäftigung im Anschluß an den Lehrgang will man noch nicht garantieren. Bedarf an gut ausgebildeten Mitarbeitern besteht, doch erst die Praxis soll zeigen, wie unentbehrlich so ein Absolvent für das Unternehmen tatsächlich wird.

An die hundert Maturanten sind für die neue Berufsakademie vorgemerkt. Da pro Lehrgang nur maximal 25 Teilnehmer vorgesehen sind, entscheidet ein Gespräch mit einem Personal-Manager über die Aufnahme. Die Absicht, die hinter der Berufsakademie steht ist klar. Sie wird von Jürgen Leopoldsberger (WIFI Wien) folgendermaßen definiert: „Absolventen der Akademie sollen speziell gute Leute sein, die üblicherweise ein Universitätsstudium beginnen würden.”

Die Zukunft wird zeigen, ob die Berufsakademie für Maturanten den Erwartungen der Absolventen und der Unternehmen gerecht wird. Denn nur, wenn beide Teile „etwas davon haben” kann diese Bildungsinitiative zu einer interessanten, praxisbezogenen Ausbildungsvariante werden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung