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Neue Freunde

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Gott und Marx vertragen sich wie Feuer und Wasser. Aber ein politisch radikalisierter, petrodollarträchtiger und modernst bewaffneter Islam als Verbündeter sowjetkommunistischer Weltherrschaftsansprüche: daß davon viele träumen, läßt sich mit immer mehr Indizien belegen.

Zwischen Indusfluß und Sahara sind 41 muselmanische Staaten mehr oder weniger stark vom Ayatullah-Fieber erfaßt worden. Die schiitischen Mehrheiten des prowestlich orientierten Bahrein, des Nord-Je-men, die Schiiten der Vereinigten Arabischen Emirate, die neuerdings Banknoten mit dem Chumeini-Büd zirkulieren lassen, aber auch die Moslem-Brüder (Ikhwän) sind nicht untätig. Ihre weitverzweigte Untergrundbewegung „Tourouq“ rekrutiert Millionen von Anhängern und schreckt nicht davor zurück, in der ägyptischen Zeitung „AI Dawa“ die iranische Revolution anzupreisen, obgleich Präsident Sadat den „Brüdern“ bereits ebenso offen wie handfest gedroht hat.

Diese Bewegung wurde so aktiv, daß der Präsident des Sudan, Numei-ri, die libanesischen Christenführer Chamoun und Demajel sowie König Hassan II. von Marokko massive Warnungen gegen die Bewegung aussprachen. Unterdessen greift die „brüderliche Partisanentätigkeit“ auf die schwarzafrikanischen Staaten über, wo man nicht einmal weiß, aus welchem Holz die iranische Rebellion geschnitzt wurde, worum es dort wirklich geht.

Dazu berichtet das afrikanische Nachrichtenmagazin „Jeune Afri-que“, daß Emissäre des Ayatullah Chumeini den sowjetischen Präsidenten Breschnjew während dessen Aufenthaltes in Bulgarien insgeheim besucht und mit ihm zwischen dem 13. und 17. Jänner des öfteren konfe-

riert hätten. Erst nachdem sich die Kontrahenten geeinigt hatten, gaben die Kremlmedien der iranischen Volkserhebung ihren Segen und äußerte sich der persische KP-Chef Nourreddine Kianouri an seinem namentlich nicht angeführten Aufenthaltsort im Ostblock positiv. Seine in die Tudeh-Partei eingebauten Leute (drei Millionen Mitglieder, sagte er) hätten den Streik in der Erdölindustrie „gemacht“.

Seit jeher arbeiteten sie für und mit Chumeini zwecks Schaffung einer „Islamischen Republik“ und sodann für die einer „Volksfront“, die auch „eine bürgerliche Partei“ umfassen dürfe. Kianouri: Wird der Iran „demokratisch“, dann intervenieren die sozialistischen Staaten bestimmt nicht im Lande!

Für die Zukunft des Iran präsentierte soeben der „Vize“ des PLO-Chefs Yasser Arafat, Abu Ayad, sein politisches Rezept in Teheran. Anläßlich des Sieges- und Dankesrausches für die Palästinenser rief er aus: „Der Iran müßte sich unverzüglich seinen echten Freunden zuwenden, der Sowjetunion und dem sozialistischen Lager!“

In der Tat waren die Palästinenser vielleicht untereinander noch nie so einig wie in der Unterstützung, Ausbildung und Bewaffnung der iranischen Linksfront. Deren Männer gingen durch die Lager von Palästinenser-Fraktionsführern wie Ha-watmeh, Habasch und Gebril, allesamt weltweit bekannt durch ihre blutigen Aktionen gegen Israel.

Arafat zur politischen Lage in Teheran: „Die iranische Revolution stößt das strategische Gleichgewicht im Nahen Osten zugunsten der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) um.“

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