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Neue Märkte für Freizeit und Senioren

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Die Wirtschaftslandschaft hat sich verändert. Und: sie wird sich weiter verändern. Das Jahr 1980 wird andere Forderungen an die österreichische Wirtschaft stellen, als es das Jahr 1978 getan hat. Gerade deshalb ist es mehr als wichtig, bereits heute über diese Veränderungen nachzudenken. Damit nicht wieder am Markt vorbeiproduziert wird.

Bereits heuer steht fest, daß der Verbraucher des Jahres 1980 vor allen Dingen in den westlich orientierten Ländern ein anderer sein wird, als der der siebziger Jahre. Kein Zweifel, die Grundbedürfnisse der letzten Jahre sind weitgehend gedeckt. Daher werden auch die Ansprüche der Verbraucher in der nahen Zukunft individueller. Zwar werden in den achtziger Jahren die Einkommen nicht mehr so rasant ansteigen, aber insgesamt werden sich die Einkommen auf die verschiedenen Bevölkerungsschichten ausgeglichen verteilen. Das bedeutet: der Wohlstand nimmt zu.

Untersuchungen zeigen auf, daß sich allmählich auch die Konsum Philosophien ändern. Nicht das „Mehr an Konsum“ ist gefragt, sondern das „Besser“. Die Verbraucher werden kritischer und sie werden außerdem in den nächsten Jahren ihr Geld auch kostenbewußter als bisher anlegen. Das Wort „Gesundheit“ verursacht schon heute gewisse Nachfrageverschiebungen.

Hier liegt eine der größten Chancen für die österreichische Wirtschaft, sich in den nächsten Jahren besser auf Strukturveränderungen einzustellen. Aber, der „Gesundheitsmarkt“ ist nur eine der sich neu anbietenden Möglichkeiten einer bedarfsgerechten Güterversorgung. JEs wird in den achtziger fahren nocli eine ganze Reihe von „änderen“ Märkten geben. Märkte, die man bisher vernachlässigt hat.

Fast alle diese Märkte sind abhängig von den Veränderungen, die die Verbraucher der achtziger Jahre durchmachen. Merkmale und Kennzeichen dieser Veränderungen werden sein: ein „Weniger“ an Arbeitszeit und ein „Mehr“ an Freizeit. Noch mehr Technik und weniger Kinder. Dafür aber mehr ältere Mitbürger. Weniger Gastarbeiter. Ein größerer

Bedarf an Bildung und Unterhaltung.

Aus diesen Erkenntnissen lassen sich die Zukunftsmärkte geradezu klassisch herauslesen. Zunehmende Märkte mit steigenden Verbraucheranteilen dürften sich schwerpunktmäßig in den Seniorenmärkten, in den Freizeit- sowie in den Jugendmärkten ergeben. Gerade die Freizeitmärkte - in den letzten 20 Jahren stiegen die arbeitsfreien Tage von 115 auf über 150, also um mehr als 30 Prozent an - dürften der Wirtschaft Möglichkeiten bieten, die heute kaum Grenzen erkennen lassen.

Interessant sind in diesem Zusammenhang Zahlen aus der BRD. 1973 gaben dort die Bundesbürger rund 265 Millarden Schilling für Freizeitbeschäftigungen aus. Für 1980 rechnet man aber bereits mit 800 Milliarden und für 1985 errechnete das Münchner Institut für Freizeitwirtschaft und Freizeitinfrastruktur Freizeitausgaben von 1250 Milliarden Schilling.

Das Münchner Institut kommt in seinen Studien auf sehr bemerkenswerte Vorausschauen. So glaubt man hier beispielsweise, daß die Urlaubsreisen, gerechnet auf das Jahr 1975, noch um 50 Prozent zunehmen werden. Was für unser Land naturgemäß sehr wichtig ist. Dabei sollten aber auch die Erkenntnisse dieses Instituts beachtet werden, wonach Segeln, Reiten und Tennis zum Massensport werden. Man glaubt auch, daß Wandern, Skifahren und Photogra-phieren die Menschen zu mehr „Geldausgaben“ verführen könnten.

Die österreichische Wirtschaft muß sich umstellen. Vor allen Dingen dann, wenn sie dem überlegteren Verbraucherverhalten und dem da-

mit verbundenen Streben nach größerer Bequemlichkeit und Verschönerung der persönlichen Atmosphäre marktgerechte Produkte bieten will. Nur das marktgerechte Produzieren kann aus der Krise führen!

Es ist auch wichtig, daß die Wirtschaftspolitik in diesem Land alles daran setzt, die sich abzeichnenden Marktveränderungen genauer zu erforschen. Die Ergebnisse solcher Forschungsarbeiten gehören unverzüglich auf den Tisch.

Natürlich lassen sich bereits heute bestimmte Marktrichtungen erkennen. Die Verbraucher des Jahres 1980 werden „mehr kaufen“: Artikel der Unterhaltungsindustrie, wie Stereoanlagen und Videogeräte, Möbel, Photoartikel, Autos, Fahrräder, Fitgeräte, Genußmittel auf dem Feinkostsektor, Körperpflegemittel, Antiquitäten, Gartenbedarf, „Do-it-yourself- und Bastelartikel“, Sportgeräte, Handarbeitsbedarf und sicherlich Bildungsprodukte wie Bücher und Zeitungen.

Der Katalog ließe sich noch wesentlich erweitern. Interessant aber wird ebenfalls sein, welche österreichischen Märkte kaum noch eine Zukunftschance besitzen.

Bereits heute wachsen uns unsere Milch-, Butter-, Zucker, Wein- und Mehlberge fast über den Kopf. Die Spielwarenmärkte werden kaum noch wachsen. Ebenso die für Tabakwaren, Bier, allgemeine Textilien, Elektrogroßgeräte und einfache Haushaltsartikel. Diesen Märkten werden die Wachstumszuwachsraten fehlen. Das bedeutet dann, daß jeder verkaufen muß. Verkaufen um jeden Preis.

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