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Neue Ordnung
Wieder einmal hat Prälat Leopold Ungar das rechte Wort gefunden, auch zum zu Ende gegangenen Golfkrieg: „Es gibt keine eindeutigen Antworten, auch ich bin unsicher.” Und: „ Wenn wir erkennen, daß wir alle, sofern wir einem Kollektiv angehören, Fehler begangen haben, sollte sich die Friedensbewegung darauf besinnen, Menschenfreundlichkeit zu üben statt ununterbrochen moralische Entrüstung..:”
Einige der Kriegsziele wurden mit relativ wenigen Verlusten auf alliierter Seite erreicht. Trotzdem bleibt ein Krieg, der „sehr, sehr viele Tote” (US-Militärformulie-rüng) auf irakischer Seite und viele Milliarden Dollar gekostet hat, ein schreckliches Armutszeugnis für die Politik.
Sei's wie immer: Jetzt gilt es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die Früchte des Krieges süßer als die Aussaat geraten. Die Neue Weltordnung, die im Englischen schon ihre Kürzelweihe (NWO) erfahren hat, wird ohne Fixpunkte nicht Zustandekommen:
1. Die gezielte Demütigung des kriminellen Hasardeurs Saddam Hussein darf in keine Demütigung des Irak, schon gar nicht aller Araber und ebenso wenig in eine des Islam ausarten.
2. Den Bewohnern aller Staaten der Mittelostregion muß ein höheres Maß an Sicherheit verschafft werden: Israel ebenso wie Libanon, Irak wie Kuweit und den übrigen Golf Staaten. Weder Syrien noch Iran darf neuer Domina tor werden.
3. Um diese Ziele zu verwirklichen, bedarf es einer internationalen Konferenz nach dem Vorbild der KSZE, was Außenminister Mock wie andere Westpolitiker und die Sozialistische Internationale schon gefordert haben. Rüstungsbeschränkungen und ein internationales Regime für Waffenexportkontrolle gehören zu den Hauptaufgaben einer solchen Konferenz.
3. Die Schaffung einer nationalen Heimstätte für die arabischen Palästinenser ist unausweichlich geworden. Israel hat durch seine Zurückhaltung im Golfkrieg staatspolitischen Weitblick bewiesen. In der Palästinenserfrage ist ihm nun dessen Fortsetzung abverlangt. Der Vatikan sollte durch Anerkennung Israels seinen Beitrag zur Neuordnung leisten.
4. Deshalb ist die Anregung von Bundespräsident Waldheim, Führer der drei großen Religionen in die Neuordnung ihrer gemeinsamen Ursprungsregion einzubeziehen, sinnvoll.
5. Auch im Mittleren Osten muß künftig die Würde des einzelnen Menschen höher im Wert stehen.
Das bedingt Rücksichtnahme auf religiöse und völkische Minderheiten ebenso wie mehr Mitwirkungsrechte aller Bürger beim Ringen um mehr soziale Gerechtigkeit.
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