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Neue Spielregeln für Terroraktionen

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Beim Terror der Hisbolla ” gegen Israel gab es bis vor einigen Monaten „Spielregeln”, die von beiden Seiten eingehalten wurden. Damals griff die Hisbolla die israelischen und südlibanesischen Soldaten hauptsächlich durch Legen von Sprengstoffladun-gen an, die zumeist von einem Versteck aus elektronisch gezündet wurden. Israel reagierte mit Beschuß von Häusern der Hisbollakommandanten, die sich zumeist außerhalb der Dörfer im Südlibanon befanden. Dann verschärfte die Hisbolla ihre Angriffe durch Hinterhalte gegen israelische Patrouillen. Dieses Katz-und-Maus-Spiel fand in der von Israel gehaltenen Sicherheitszone oder oberhalb dieser statt. Israel selbst wurde nie betroffen. Aber als klar wurde, daß hierdurch die Nahostfriedensverhandlungen nicht beeinträchtigt werden, änderte die Hisbolla ihre Spielregeln: Sie begann, von Zeit zu Zeit Katju-scharaketen auf Israel zu feuern. Erst dachte man in Israel, daß es sich hier um einige Einzelfälle handelt. Doch schnell wurde klar, daß dahinter Methode steckte. Die israelische Regierung mußte dem ein Ende setzen. Dies war der Hintergrund zu dem Schlag gegen die Hisbolla, der „Rechtsoperation” getauft wurde.

Die Operation begann mit Angriffen auf die Terror-Ausbildungsbasen und Kommandaturen. Diese befinden sich alle im Bekaa-Tal rings um die Stadt Baalbek, die über hundert Kilometer vom Südlibanon entfernt ist. Im Südlibanon hingegen gibt es keine

Ausgangsbasen, und nach jedem Anschlag werden die Hisbolla-Krieger angehalten, innerhalb der Dorfbevölkerung unterzutauchen.

Die Hisbolla reagierte mit noch stärkerem Beschuß Nordisraels. Nun begann die zweite Phase der israelischen Aktion. Jetzt werden die Dörfer, in denen sich Hisbolla-Krieger befinden, beschossen. Ihre Einwohner sind nun Flüchtlinge in Beirut oder befinden sich noch weiter im Norden. Israel hofft, daß der wirtschaftliche Druck der 100.000 Flüchtlinge auf die libanesische Regierung -eventuell auch auf die syrische - so groß sein wird, daß diese die His-bollatätigkeit endlich unterdrücken.

Eines ist klar: Wenn Syrien will, kann der Waffenstrom für die Hisbolla, der vom Iran über Damaskus geleitet wird, sofort gedrosselt werden. Zur Zeit ist Syrien dazu nicht bereit, denn es müßte dann seine guten Beziehungen mit dem Iran trüben. Bis es jedoch soweit kommt, müssen die zirka 200.000 Südlibanesen als obdachlose Flüchtlinge in Beirut und Umgebung ihr Dasein fristen und die 150.000 Einwohner Nordisraels Tag und Nacht in Unterständen verbringen. (Hintergrundbericht über die nächste Friedensverhandlungsrunde Anfang August siehe Seite 3). l)Diese Terrororganisation wurde 1982 von iranischen „Revolutionswächtern” gegründet. Ihr Ziel war, in Libanon einen (schulischen) fundamentalistischen Staat zu gründen. Die Hisbolla wird vom Iran finanziert, ihre 4.000 Mann von iranischen „Revolutionswächtern” ausgebildet. Sie soll Israel in einen weiteren Libanonkrieg zu verwickeln, um so den Friedensprozeß unmöglich zu machen.

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