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Neue Volkskunde •"

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Volkskunde: ihr haftet vielfach noch ein Rüchlein an aus vergangenen Zeiten. Romantik und Ro-mantizismen, Deutschtümeleien, und eben ein Hineinscheitern ins Braune Reich, das manchen Volkskundlern mit der blauen Blume der Romantik geziert erschien, lassen immer noch auch recht gescheite Menschen Abstand nehmen von Berührung, von Kontaktaufnahme mit dieser schönen Wissenschaft.

Der in München lehrende Helge Gerndt, Jahrgang 1939, mobilisiert eindrucksvolles Wissen, um die Wissenschaftlichkeit der Volkskunde, wie sie heute geleistet werden kann, aufzuzeigen. Gerndt ist kein Bilderstürmer in Richtung Vergangenheit: sein „Abschied von Riehl — in allen Ehren" zeigt, wie sehr sich dieser kritische Mann Respekt abringt, vor Riehl, dem Wanderer, der „das Volk", das deutsche Volk sich erwanderte, dabei oft mehr mit dem inneren Auge als mit den Augen des Leibes sehend...

Helge Gerndt weiß: Kultur läßt sich nicht definieren (wie alles Lebendige sich nicht in Griff, Begriff nehmen läßt). Der Mann aus dem norddeutschen Raum befaßt sich liebevoll-kritisch etwa mit bayerischem Fest-Wesen. Was Gerndt über bayerische Bezüge erhebt, gilt weithin auch für österreichische Verhältnisse.

Ein einladendes Buch: eine Wissenschaft zu bedenken, die für manche Menschen jüngerer Generationen als ein Residuum, ein Relikt der Vergangenheiten erscheint.

KULTUR ALS FORSCHUNGSFELD. Uber volkskundliches Denken und Arbeiten. Von Helge Gerndt. Verlag C. H. Beck. München 1981. 240 Seiten, Pb., öS 288.80.

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