6897400-1980_16_07.jpg
Digital In Arbeit

Neuer Geldtopf für Hochschüler

Werbung
Werbung
Werbung

„Banken, Gewerkschaften und Industrie werden in Zusammenschluß zu einem Fonds den Studierenden Geldbeträge zur Verfügung stellen.” Diesen erfreulichen Lösungsaspekt äußert Ernst Würz, Vorsitzender der österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der Universität Wien, zum derzeitigen Engpaß bei der Stipendienvergabe an Studierende.

Der von Würz angeregte Vorschlag, einen Fonds dieser Art zu schaffen, wurde schon im vergangenen Sommer diskutiert und von den genannten Institutionen positiv aufgenommen. „Es ist allerdings noch ein langer und mühsamer Weg bis zur Realisierung dieses Projekts”, meint Würz, „da von Studentenseite leider dazu nichts beigetragen wird!”

Was beinhaltet nun diese Fondsidee? Banken, Gewerkschaften und Industrie, vielleicht auch noch andere Institutionen werden Themenbereiche anbieten, die von den Studenten in Form von Diplomarbeiten, Dissertationen oder Forschungsarbeiten erschlossen werden sollen.

AlS( „Gegenleistung werden dem Hochschüler aus dem Fonds Geldbeträge zuerkannt.” Diese Institutionen haben Geld und zeigen auch Interesse, daß solche Projekte gefördert werden.

Die „Unterstützungsgelder” (Würz will hier absichtlich nicht von Stipendien im herkömmlichen Sinne sprechen) werden nicht für jede Arbeit gleich hoch sein. Während Hausarbeiten und Seminare, die freilich diversen Abschlußarbeiten an Umfang und Gehalt nachstehen, etwa in Preislage der derzeitigen Höchststipendien prämiert werden sollen, werden die Geldbeträge für Dissertationen, Diplom- und Forschungsarbeiten weitaus höher ausfallen. /

Da die von den Institutionen vorgeschlagenen Themenkreise mit großer Wahrscheinlichkeit in den wirtschaftlichen Sektor tendieren werden, soll als unbedingte Alternative auch die Möglichkeit bestehen, daß Studenten von sich aus Themen ihres Fachgebietes wählen können.

„Wir wollen keine Privilegien, sondern eine vernünftige Unterstützung für alle bedürftigen Studenten. Es ist mir durchaus klar, daß die Mitglieder des Fonds Arbeiten über ihren Bereich bevorzugen, doch sollen etwa Studenten der Natur- und Geisteswissenschaften deshalb benachteiligt werden?” Eine Chancengleichheit für die sozial bedürftigen Studenten aller Richtungen ist für Würz „Kernpunkt” seiner Idee überhaupt.

Der Verwirklichung seiner „Fondsidee” will der Vorsitzende der ÖH an der Wiener Universität forciert sein Augenmerk leihen, allein schon, weil die ÖSU (österreichische Studenten-Union) beabsichtigt, die Begabtensti-pendien abzuschaffen.

Waren es im Jahre 1971/72 noch 22,5 Prozent der Studenten, die ein Stipendium erhielten, so sind es heute nur mehr 12 Prozent. Wenn auch der vermehrte Zulauf zu den Universitäten und das höhere Einkommen der Eltern zu dieser Differenz beitragen, so nahm doch der Anteil von Kindern aus Angestellten- und Arbeiterfamilien kaum zu. Studenten zählen zu den sozial bedürftigsten Gruppen der Bevölkerung.

80 Prozent der Studierenden müssen einer Arbeit nachgehen, sei es in Form eines (un-)regelmäßigcn Nebenjobs oder in Form einer Ferialbeschäfti-gung. Zum Teil ist darauf auch sicherlich die hohe Ausfallsquote der Studenten von 44 Prozent zurückzuführen. Sollen wirklich Sozialbarrieren die Auslese der Studenten anstelle der Leistungskriterien bestimmen?

So wendet sich Würz auch strikt gegen die Forderung des ZA (Zentralausschuß) und der ÖSU, die Stipendien nicht an den Notendurchschnitt zu binden. „Der Studienerfolg muß Kriterium bleiben, Leistung muß belohnt werden!” Als notwendig erachtet der Vorsitzende die Dynamisierung der Bemessungsgrundlage (Einkommen der Eltern weniger den Absetzbeträgen, nach denen die Stipendien berechnet werden) und der Stipendienhöhen.

Die monatlichen Lebenshaltungskosten eines Studenten bei neuem Wohnsitz am Studienort wurden vom Sozialministerium mit 4260 S festgelegt, für ein Höchststipendium ist aber nur ein Betrag von 3800 S vorgesehen. Schlagwortartig fordert Würz noch: Erhöhung der Absetzbeträge und. Verminderung der elterlichen Unterhaltskosten, sowie die Nicht-Berücksichtigung des elterlichen Einkommens bei Verheirateten.

Ani 14. April wollte die österreichische Hochschülerschaft im Rahmen einer Gesprächsrunde mit Mitgliedern der Bundesregierung (Bundeskanzler Kreisky, Vizekanzler Androsch, Wissenschaftsministerin Firnberg) anstehende Probleme zum Stipendienengpaß erörtern. Die Vertreter der ÖH Uni Wien durften an diesem Treffen nicht teilnehmen, da der ZA-Vorsitzende Fritz Lennkh auf deren Beisein verzichtete . . .

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung