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NEUES „SUPERSTUDIUM"

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Am 8. Oktober 1966 wurde die Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften durch Bundespräsident Franz Jonas und Bundesminister Theodor Piffl-Percevic feierlich eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade 167 Studenten inskribiert und es gab nur eine Fakultät, die fünf Studienzweige anbot. Konzipiert war die Hochschule für insgesamt etwa 5.000 Hörer.

Heute, mehr als 26 Jahre nach ihrer Gründung gliedert sich die Universität - zwischenzeitlich in Johannes Kepler Universität umbenannt - in drei Fakultäten: die Rechts wissenschaftliche, die Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche und die Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät. Die Linzer Universität ist heute die Alma Mater von beinahe 15.000Hörerinnen und Hörer, die über 19.000 Studien belegen. In den rund 40 Universitätsinstituten, die die kleinsten Lehr- und Forschungseinheiten darstellen, arbeiten derzeit 90 Professoren, über 350 Universitätsassistenten und andere wissenschaftliche Mitarbeiter sowie beinahe 300 allgemein Bedienstete.

Nicht ganz zwei Drittel der Hörer (63 Prozent) studieren an der Sozial-und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, an der insgesamt 16 Institute eingerichtet sind wie beispielsweise das Institut für Volkswirtschaft, das Institut für Betriebswirtschaftslehre der gemeinwirtschaftlichen Unternehmen, das Institut für Internationale Managementstudien und Datenverarbeitung in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie das Institut für Handel, Absatz und Marketing, 13 Prozent der Studenten sind an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät inskribiert und 24 Prozent an der Technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät.

In Zeiten der europäischen Öffnung unseres Landes sind Studienrichtungen mit guter Fremdsprachenausbildung von vordringlicher Bedeutung. Was bringt es einem Absolventen, wenn er sich Fachwissen angeeignet hat, mangels Fremdsprachenkenntnisse sein Arbeits- und Tätigkeitsbereich jedoch auf wenige Länder beschränkt bleibt? Die Johannes Kepler Universität Linz ist daher bemüht, Absolventen hervorzubringen, die eine international anerkannte und fundierte Ausbildung haben.

Nach großen Anstrengungen und massiver Unterstützung durch das Land Oberösterreich und der Stadt

Linz ist es gelungen, den Studenten eine zusätzliche, überaus attraktive Studienmöglichkeit zu bieten. Ab Wintersemester 1992/93 können an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Linz Handelswissenschaften studiert werden, die in Österreich nur noch an der Wirtschaftsuniversität Wien angeboten werden.

Vorerst, für den ersten Studienabschnitt, ist vorgesehen, den Studienplan der Wirtschaftsuniversität Wien eins zu eins zu übernehmen. Für den zweiten Abschnitt ist jedoch beabsichtigt, „Linzspezifische Lehrinhalte" einzubinden, und so ein einzigartiges Studium zu schaffen. Dabei sollen eine dritte Fremdsprache, ein verpflichtendes Auslandssemester sowie die Fächer Europarecht und Europa-Wirtschaftspolitik den Studienplan bereichern.

Die Einführung dieser international orientierten Studienrichtung ist ein Garant dafür, daß die Universität Linz attraktive Angebote im Rahmen der „Studenten-Austausch-Programme" stellen kann. Für Österreich öffnet sich in diesem Wintersemester das bisher auf die EG-Länder beschränkte Programm „Erasmus", welches die Mobilität der Studenten verstärken soll und einen staatenübergreifenden wissenschaftlichen Informationsaustausch zum Ziel hat. Im Rahmen dieses Programmes werden von der Johannes Kepler Universität Linz 29 Studierende in verschiedene EG-Staaten entsandt. International gesehen entspricht dies einem Anteil von einem Prozent, der jedoch bis zum Ende des Jahrzehnts auf vier Prozent erhöht werden soll.

Besonders ehrgeizige und talentierte Studenten sollen ab dem Wintersemester 1992/93 angespornt werden, sich für ein „Superstudium" - eine Kombination von Recht und Wirtschaft - zu entscheiden. An den Schaltstellen unserer Gesellschaft wird der Ruf nach Juristen, die von der Wirtschaft etwas verstehen beziehungsweise nach Wirtschaftswissenschaftern, die die rechtlichen Rahmenbedingungen beherrschen, immer lauter. Um bürokratische und organisatorische Hürden so weit als möglich auszuräumen, wurde ein Plan ausgearbeitet, dereine maximale Anordnung beider Studienrichtungen darstellt und die gegenseitigen Anrechnungsmöglichkeiten optimal berücksichtigt. So dauert beispielsweise das Kombi-Studium Jus und Betriebswirtschaft mindestens 13 Semester und der Absolvent schließt mit zwei akademischen Graden ab. Wer sich also für dieses „Superstu-dium" entschließt oder die Kombination Jus und Handelswissenschaften oder Jus und Volkswirtschaft wählt, kann sicher sein, eine exzellente Ausbildung zu erhalten, mit der er auch im internationalen Wirtschaftsraum Erfolg haben wird.

Nicht nur mit diesen „Europastudien" sondern auch mit den Einrichtungen wie beispielsweise RISC, Softwarepark, Gödel-School, Supercom-puterzentrum LIZENS und Mecha-tronik ist die Johannes Kepler Universität darum bemüht, zu einer international anerkannten Wirtschafts- und Technologieuniversität zu werden. Das Studium Mechatronik gibt es weltweit erst an wenigen Universitäten und in Österreich seit einem Jahr nur an der Johannes Kepler Universität Linz. Es handelt sich dabei um eine zehnsemestrige Ausbildung, welche generalistisch ausgebildete Techniker hervorbringt. Praktische Erfahrungen können die Studenten in den Lehrwerkstätten der VOEST sammeln, wo ein Teil des Unterrichts abgehalten wird. Der VW-Konzern hat bereits signalisiert, 500 Absolventen dieses Studiums dringend zu benötigen.

Im Linzer Zentrum für Numerische Simulation, dessen Eröffnung am 14. Oktober 1992 stattfindet, befindet sich derzeit Österreichs größter und leistungsfähigster Vektorrechner. Das LIZENS vereinigt ein in 'Österreich einzigartiges Angebot an Supercomputer-Rechenleistung mit der Kompetenz und Erfahrung der Universitätsinstitute für Mathematik, Informatik, Physik, Chemie und Mecha-tronic sowie des RISC Forschungsinstitutes in Hagen-berg.

Mit dem Projekt „Gödel-School" wird ein weiteres, sehr ehrgeiziges Vorhaben in Angriff genommen, dem internationale Beachtung und Anerkennung sicher ist. Als Leiter der „Kurt-Gödel-International-Graduate

School für Computer Science" wurde Professor Dana Scott (Carnegie Me-lon University, Pittsburgh) gewonnen, der einer der bedeutendsten Informatiker der Welt ist. Mit ihm und seinen fünf engsten Mitarbeitern, soll eine Computer Universität von Weltrang entstehen.

Minister Erhard Busek sagte einmal: „Wirtschaftsmetropole zu sein, bedeutet auch Wissenschaftsmetropole zu sein". In diesem Sinn strengt sich die Johannes Kepler Universität Linz mehr denn je an.

Der Autor ist Rektor der Johannes Kepler Universität Linz.

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