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Nicht abwarten!

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„Auch die Liberalisierung der EG zwingt zum Handeln: Strukturen müssen aufgebrochen, liebgewordene Gewohnheiten über Bord geworfen werden. Ein schweres Stück Arbeit. Denn hierzulande herrscht die Tyrannei des Status quo — in den Unternehmen wie in der Politik. Wir sind satt und damit unbeweglich geworden. Uns geht es doch gut, wozu also etwas verändern. Obendrein sorgt das Diktat zahlloser Gremien, Ausschüsse, Räte und Kommissionen für ein enormes Beharrungsvermögen.“

Was sich wie eine Bestandsaufnahme der österreichischen Situation inmitten der EG-Debatte liest, stammt aus der Feder des Chefredakteurs des Manager Magazins, Ulrich Blecke, und bezieht sich überraschenderweise auf die Bundesrepublik Deutschland.

Wie das? Strotzt die Wirtschaft der Bundesrepublik nicht geradezu vor Kraft und Gesundheit? Werden nicht die Erfolge der deutschen Wirtschaftspolitik und der deutschen Unternehmen unseren Politikern und Managern immer wieder als Vorbild angepriesen?

Das Zitat soll zeigen, wie ernst man selbst in einem Land, das nach unseren — und wahrscheinlich auch objektiven — Maßstäben zu den wirtschaftlich potentesten Ländern der Welt zählt, die zu erwartende Wettbewerbsverschärfung durch den EG-Binnenmarkt nimmt.

Und die Dramatik verstärkt sich sogar noch, wenn man weiß, daß der Anlaß Daimler Benz ist.

Ein Unternehmen also, das geradezu Symbol für wirtschaftliche Stärke ist, bei dem aber jetzt bereits der Gewinnrückgang auf einen Wert, von dem selbst die österreichische Nationalbank nur träumen kann, ein, wie das Manager Magazin es nennt, „radikales Crash-Programm“ auslöst.

Was damit ausgedrückt werden soll: Österreich hat auch drei Tage nach den Vorbehalten von prominenter russischer Seite keine andere Chance, als einen konsequenten EG-Kurs einzuschlagen. Und unsere Unternehmen haben keine Zeit mehr, zuerst den Ausgang der Verhandlungen mit Brüssel abzuwarten.

Auch wenn es, aus welchen Gründen auch immer, zu keiner weiteren Annäherung Österreichs an die EG kommen sollte: Die Wettbewerbskraft der EG-Unternehmen wird auf jeden Fall das Maß der Dinge sein. Bleiben wir außerhalb des EG-Binnenmarktes, müßte unsere Wirtschaft sogar noch stärker „aufrüsten“, um auch noch diesen Wettbewerbsnachteil auszugleichen.

Wer das heute nach dem Motto unterläßt, wer weiß, ob aus der EG-Annäherung etwas wird, der wird auf jeden Fall abstürzen.

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