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Nicht daheim und doch zu Hause

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Im österreichischen Fremdenverkehr war 1974 — zum erstenmal seit 1967 — eine leicht rückläufige Tendenz zu verzeichnen. Die Übernachtungen in allen Fremdenverkehrsunterkünften nahmen um rund 2,5 Prozent auf knapp 100 Millionen ab. Dieses Ergebnis ist viel besser als in den meisten traditionellen Reiseländern; die wirtschaftlichen Rezessionserscheinungen, die infolge der sogenannten Energiekrise in einigen der wichtigsten Herkunftsländer des österreichischen Fremdenverkehrs auftraten, haben aber natürlich auch die Entwicklung in Österreich beeinflußt.

Die geringfügige Abnahme der Zahl der Übernachtungen in Österreich war ausschließlich auf den Rückgang der Ausländernäcfatigun-gen zurückzuführen. Sie nahmen um etwas mehr als 4 Prozent ab, erreichten aber immer noch die sehr beachtliche Höhe von knapp 75 Millionen. Hingegen nahmen die Ubernachtungen der Österreicher in Österreich um 3 Prozent auf fast 25 Millionen zu. Mit anderen Worten: die Inlandsurlauber konnten zu einem Teil den Verlust bei den Auslandsurlaubern wettmachen.

Es erwies sich also auch 1974 — wie schon im Jahr 1967 —, daß der Urlaubsverkehr der Österreicher in Österreich wesentlich weniger krisenanfällig ist als der Einreiseverkehr der Ausländer. Die Schlußfolgerung daraus für die österreichische Fremdenverkehrswirtschaft ist klar; der Inlandsgast ist ein sehr stabiles Element im Gegensatz zum labileren internationalen Reiseverkehr, der immer wieder durch wirtschaftliche Ereignisse, aber auch durch politische Auseinandersetzungen gestört wird. Um den Inlandsgast muß daher in einem stärkeren Ausmaße geworben werden.

Das Österreichische Verkehrsbüro, die größte österreichische Reisebüroorganisation, hat bereits im Laufe des vergangenen Jahres seine Bemühungen verstärkt, die Österreicher für einen Urlaub im eigenen Land zu gewinnen. So wurde zum Beispiel im Spätsommer in Wien eine Aktion gestartet, um den preisgünstigen Herbsturlaub in den österreichischen Bundesländern zu propagieren. Dazu wurden eigene Flugblätter herausgebracht und auch eine kleine Ausstellung auf der Wiener Herbstmesse veranstaltet. Auch die Werbung für den Winterurlaub in Österreich wurde wesentlich ausgebaut und führte zu einer beträchtlichen Zunahme der Buchungen für Aufenthalte in den österreichischen Wintersportorten — begünstigt natürlich auch noch durch die schulfreie Woche.

Für die kommende Sommersaison hat sich das Österreichische Verkehrsbüro ebenfalls einiges vorgenommen. So entfällt rund ein Drittel des lOOseitigen Urlaubsprogramms „Verkehrsbüro-Reisen 1975“ auf Ferienaufenthalte in den österreichischen Bundesländern. In mehr als 230 Hotels, Gasthöfen, Pensionen und Appartementhäusern in mehr als 160 österreichischen Urlaubsorten hat das Verkehrsbüro für seine Kunden Zimmer fix reserviert. Eine Woche Vollpension gibt es in diesem Programm bereits ab 700 Schilling.Orte und Unterkunftsmöglichkeiten werden im Prospekt ausführlich beschrieben, ferner gibt es exakte Preisangaben je nach Saison und Hinweise auf Zuschläge und Kinderermäßigungen. Noch ausführlichere Informationen und Orts- und Hotelprospekte sind selbstverständlich bei den Schaltern der Verkehrsbüro-Zentrale und der Zweigstellen erhältlich.

Das Programm umfaßt Erholungsaufenthalte im Burgenland und in Kärnten, in Niederösterreich und Oberösterreich, in Salzburg und in der Steiermark, in Tirol und in Vorarlberg. Es enthält alle Unterkunftskategorien, vom einfachen Gasthaus bis zum internationalen Luxushotel. Es berücksichtigt die vielfältigen Wünsche und Interessen der Inlandsurlauber, den Badeurlaub ebenso wie den Wanderurlaub oder den Kultururlaub, den aktiven Urlaub mit vielen Sportmöglichkeiten ebenso wie den Faulenzerurlaub oder den Kuraufenthalt in einem der bekannten österreichischen Kurorte. Da das westlichste Bundesland, Vorarlberg, bei den Ostösterreichern unverdienterweise eigentlich recht wenig bekannt ist, hat das österreichische Verkehrsbüro in diesem Jahr eine Reihe Vorarlberger Spe-zialarrangements herausgebracht, Urlaubsaufenthalte im Vorarlberger Oberland, im Montafon, im Bregenzerwald und in Brand.

In den letzten Jahren ist auch in Österreich immer deutlicher ein Trend feststellbar, den Urlaub in Sommerwohnungen zu verbringen. Zweifellos bietet diese Ferienform bestimmten Urlauberschichten beachtliche Vorteile; sie wird daher vor allem von Familien mit Kindern bevorzugt, aber auch von Urlaubern, die eine strenge Diät halten müssen, die sie natürlich nicht überall bekommen. Das Verkehrsbüro hat dieser Entwicklung Rechnung getragen und bietet daher jedes Jahr mehr Sommerwohnungen in Österreich an. Als Beispiel sei hier das Appartementhaus Kogler genannt, ein komfortables, aber dennoch gemütliches Haus mit Hallenbad, Sauna, Solarium, Fitneßraum, Friseur, Fern-sehstüberl, Lift und Selbstbedienungsladen. Außerdem gibt es Tischtennis, einen Tennisplatz mit' Flutlichtanlage, Fitneßparcours, eine Liegewiese und einen Kinderspielplatz. Man kann unter drei verschiedenen Wohntypen wählen, für 2 bis 3 Personen, für 4 bis 5 und für 8 bis 9 Personen. Jedes Appartement hat Kochnische oder Küche, Bad und Toilette, Loggia und ein eigenes Kellerabteil. Je nach Größe gibt es bis zu vier Schlafräume Die. Tagesmiete beträgt je nach Größe und Saison zwischen 170 und 850 Schilling.

Für jene Urlauber, die nicht mit dem Auto unterwegs sind, organisiert das österreichische Verkehrsbüro auch in diesem Sommer wieder 25 Prozent ermäßigte Sonderfahrten mit den österreichischen Bundesbahnen nach Kärnten, Salzburg, Tirol, Osttirol und in die Steiermark. In diesem Zusammenhang muß man auch auf das neue Austria-TiCket hinweisen. Mit dieser Karte kann man alle Züge der Österreichischen Bundesbahnen auf allen Strecken benützen, ferner alle Postautobusse und die Omnibusse des Kraftwageh-dienstes der ÖBB, die Zahnradbahnen auf den Schneeberg und auf den Schafberg, die Schiffe auf dem Wolfgangsee und die Seilbahn StubachWeissee. Auf anderen Schiffen und auf vielen Seilbahnen gibt es bis zu 50 Prozent Ermäßigungen. Die Besitzer der Austria-Tickets haben außerdem freien Eintritt in die Casinos der Österreichischen Spielbanken AG. Das 8-Tage-Ticket kostet für die zweite Klasse 860 Schilling, für die erste Klasse 1160 Schilling, das 15-Tage-Ticket 1180 beziehungsweise 1590 Schilling.

Das Verkehrsbüro hat aber nicht nur Ferienaufenthalte in seinem Österreichprogramm, sondern auch Besichtigungsreisen und Sonderfahrten. Da gibt es zum Beispiel Busfahrten zu Stiftskonzerten in Oberösterreich oder zu den Fronleichnamsfeierlichkeiten auf dem Hall-stätter See, Österreich-Rundfahrten (mit Großglockner) und die Busreisen „Bodensee —j Bregenzerwald — Außerfern“, „Österreichs Berge im ewigen Eis“ oder „Kaprun — Großglockner — Radstädter Tauern“. Zu Ostern, Pfingsten, Weihnachten und Neujahr werden jeweils von Wien aus Kurzfahrten in die Bundesländer organisiert.

Auch das Verkehrsbüro-Spezial-gramm „Jugendreisen mit Pfiff“ enthält eine Reihe von Österreich-Arrangements, zum Beispiel Ferien im Sattel (in Hohentauern), Segelkurs in Mondsee und Pörtschach, Tennisurlaub in Döllach, Alpinkurse auf dem Dachstein oder einen Holzschnitzerkurs in Kundl in TiroL

Das Österreichangebot des österreichischen Verkehrsbüros ist also sicher so vielseitig — sowohl vom Programm her wie auch vom Preis — daß jeder etwas finden wird, der seinen Urlaub nicht daheim und doch zu Hause verbringen will.

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