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Nicht für die Ewigkeit

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(Staatsoper Wien: „Mass“ von Leonard Bernstein) Das von Leo­nard Bernstein für die Familie Ken­nedy komponierte Theaterstück für Sänger, Instrumentalisten und Tän­zer wurde in der Staatsoper in der deutschsprachigen Fassung Marcel Prawys erstaufgeführt und vom Pu­blikum mit einer bunten Mischung aus hysterischen Applaussalven, Bravogeschrei und brüsken Buh- Chören bedacht.

Maurise Peress stand am Pult, Wolfgang Weber sorgte für die eher belanglose Regie, William Milie für eine dem Werk entsprechende Cho­reographie, Günther Schneider- Siemssen für das Einheitsbühnen­bild aus Podesten und Projektionen und Inge Justin für die Kostüme. Und der Komponist warf sich selbst

in die Schlacht für „Mass“, nahm in seiner Loge Ovationen entgegen, umarmte und küßte nach der Pre­miere alle, die ihm auf der Bühne entgegenkamen.

„Mass“ ist ein merkwürdig-nai­ves Konglomerat aus Klassik, Blues, Rock. Und so manche Erin­nerungen an Schlager ziehen wie Leitfäden durch das Werk. Das konnte man schon 1973 feststellen, als das Werk erstmals im Wiener Konzerthaus in einem US-Universi- tätsgastspiel vorgestellt wurde.

Seit der Staatsopernpremiere wissen wir aber überdies, daß seit­her auch die Zeit an dieser theatrali­schen Ausdeutung der katholischen Messe nicht spurlos vorübergegan­gen ist.

Keine Frage, da gibt’s ein paar mitreißende Stellen, die in ihrer Originalität an Bernsteins „West- side-Story“ erinnern. Und der Komponist weiß natürlich, wie man Effekte programmiert. Aber was zwischen diesen Highlights passiert, klingt heute schon mehr nach Krampf. Nach mühevollem Weiter­hanteln. Diese „Mass“ scheint halt wirklich nicht für die Ewigkeit ge­baut zu sein.

Und die Aufführung der Staats­oper, die einer Universität große Ehre machte, wird unter den hoch­geschraubten perfektionistischen Ansprüchen eines solchen Hauses etwas problematisch.

Aus dem Massenbetrieb der schauspielenden, tanzenden und sin­genden jungen Leute ragte ein Star weit heraus: Donna Wood vom Al­vin Ailey Dance Theatre - ein tänze­risches Ereignis. Franz Wächter als Zelebrant blieb stimmlich stellen­weise auf der Strecke.

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