7007648-1987_48_05.jpg
Digital In Arbeit

Nicht mehr erpreßbar

Werbung
Werbung
Werbung

Jahrelang war das israelische Fernseh- und Hörfunkpublikum Geisel des TV- und Hörfunkpersonals. Wann immer der starke Arm der Techniker es wollte. -und er wollte öfter als man glaubt -, standen die Räder der israelischen Sendestationen still.

Gerade vor wichtigen Sendungen machten zumeist die Techniker, manchmal auch die Fernseh- und Rundfunkjournalisten, dem Publikum einen Strich durch die Rechnung. Man pfiff auf den einfachen Bürger, der mit seinen Gebühren die Sender finanziert, und streikte.

Vor rund sechs Wochen beschlossen die TV- und Hörfunkjournalisten, zu streiken. Man stellte Maximalforderungen an die Regierung — Besitzer der Sender — und war überzeugt, daß man auch dieses Mal den Forderungen nachkommen wird.

Doch der Finanzminister sagte nein und wurde dabei von links und rechts unterstützt. Auch den Politikern ist die Angelegenheit egal. Mehr noch: das gesamte Fernsehpublikum war bereit, einen Streik in Kauf zu nehmen.

Man hatte die Nase voll. Plötzlich zeigte sich, daß man auch ohne Fernsehen und Radio existieren kann.

Es gibt zwar hier einen Militärsender, der fast nur Popmusik und so recht und schlecht auch Nachrichten bringt, sowie die „Stimme des Friedens“ von Abie Nathan, der nur Pop und Reklame sendet — doch diese sind nicht ausschlaggebend. Wichtig ist, daß sich die Israelis einfach nicht mehr erpressen lassen wollen. Man hat wieder Zeit für andere Dinge. Die Kinos füllen sich. Das Theater freut sich über ausverkaufte Säle. Buchläden melden Rekordverkäufe.

Nur die Journalisten sind unzufrieden. Sie haben sich diesmal verkalkuliert. Jetzt gilt's, den Streik ohne Gesichtsverlust abzubrechen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung