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Nichts gewußt...

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Für Heimo Tiefenthaller, den Trainer der vier des Dopings überführten österreichischen Sprinter, ist Doping „absolut etwas Falsches”.

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Für Heimo Tiefenthaller, den Trainer der vier des Dopings überführten österreichischen Sprinter, ist Doping „absolut etwas Falsches”.

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„Ich bin froh, nichts davon gewußt zu haben”, sagt Heimo Tiefenthaller aus Vöcklabruck, von Beruf Religionslehrer, in seiner Freizeit Trainer der Leichtathleten Andreas Berger, Franz Ratzenberger, Thomas Renner und Gernot Kellermayr, zum Bekanntwerden der Tatsache, daß alle vier verbotene (muskelbildende Hormone enthaltende) Mittel geschluckt haben. Da man solche Mittel nicht vor Wettkämpfen verwendet, sondern um harte Trainingseinheiten verkraften zu können, wird ihr Gebrauch hauptsächlich erst seit der Einführung von strengen Trainingskontrollen nachgewiesen. Angeblich haben die Sprinter erst in den letzten Monaten, als Berger und Ratzenberger nach Verletzungen keine andere Chance sahen, an frühere Leistungen anzuschließen, und die beiden anderen mitgerissen wurden, zu den verbotenen Präparaten gegriffen.

Vom ethischen Standpunkt lehnt Tiefenthaller Dopingmittel als „gesundheitsschädlich” grundsätzlich ab. Man müsse aber auch die Situation und die Motivation des jeweiligen Sportlers, den Druck, der von Sponsoren, Medien und Verband auf ihm lastet, berücksichtigen. In der ehemaligen DDR sei Dopen die Regel gewesen, in anderen Sportarten - etwa im Tennis oder im Radsport - werde wenig kontrolliert oder Doping als „normaler Regelverstoß” geahndet. Dort gibt es höchstens ein paar Monate Sperre, in der Leichtathletik sind es vier, in leichten Fällen zwei Jahre.

Offen bleibt, wie weit die oft geäußerte Vermutung, im modernen Spitzensport könnte man es nur mit Doping - auf deutsch: gesundheitsschädlichem Betrug an den Gegnern (sofern diese nicht mit ähnlichen Methoden arbeiten) - zu etwas bringen und es sei lediglich Glückssache, ob man dabei erwischt wirdoder nicht, stimmt.

Andreas Berger hat selbst erklärt, er und seine Freunde seien „Dilettanten” im Dopen gewesen, und Heimo Tiefenthaller ist überzeugt, daß seine Leute, .nicht systematisch” gedopt haben. Zur Verbreitung von Doping in der internationalen Leichtathletik kann und will der Vöckla-brucker Religionslehrer mangels an Beweisen nichts Konkretes sagen: „Aber man macht sich schon seine Gedanken.”

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