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Niederösterreich, Burgenland und Wien - eine Region

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Die drei Bundesländer Niederösterreich, Wien und Burgenland sind durch zahlreiche gemeinsame Probleme und Aufgaben in besonderer Weise miteinander verbunden. Wien ist von Niederösterreich umschlossen und in vieler Hinsicht auch heute sein Mittelpunkt. In Wien liegen die Arbeitsplätze zehntausender Niederösterreicher und Burgenländer und täglich strömen umgekehrt tausende Wiener zu ihren Arbeitsplätzen nach Niederösterreich. Niederösterreich und Burgenland sind Erholungsräume für die Wiener und gehören zum unmittelbaren Lebensraum der Bevölkerung der Bundeshauptstadt.

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Die drei Bundesländer Niederösterreich, Wien und Burgenland sind durch zahlreiche gemeinsame Probleme und Aufgaben in besonderer Weise miteinander verbunden. Wien ist von Niederösterreich umschlossen und in vieler Hinsicht auch heute sein Mittelpunkt. In Wien liegen die Arbeitsplätze zehntausender Niederösterreicher und Burgenländer und täglich strömen umgekehrt tausende Wiener zu ihren Arbeitsplätzen nach Niederösterreich. Niederösterreich und Burgenland sind Erholungsräume für die Wiener und gehören zum unmittelbaren Lebensraum der Bevölkerung der Bundeshauptstadt.

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Verkehrswesen, Wasserwirtschaft, Energiewirtschaft, Spitalsvorsorge, Schulwesen, Kultur, Fremdenverkehr, Sicherung der Erholungslandschaften und Erholungseinrichtungen sind Beispiele für Problem- und Aufgabenkreise, die alle drei Länder gemeinsam berühren.

Ein koordiniertes Vorgehen liegt daher im Interesse aller drei Bundesländer. Es ist selbstverständlich, daß dies die föderalistische Eigenständigkeit des einzelnen Landes voll respektieren muß. Der Weg liegt in einer freiwilligen Absprache und darauf gegründeten koordinierten Maßnahmen.

Zweifellos nimmt das Verkehrsproblem hier einen Platz von besonderem Rang ein. Die Fahrt nach Wien und das Verlassen der Stadt ist für zehntausende Menschen eine tägliche Nervenbelastung, kostet Freizeit, verbraucht und verschwendet Treibstoff und damit wertvolle Energie. Der Ausweg liegt sowohl im Vorsorgen für ein modernes, sinnvoll gegliedertes Straßennetz als auch in der Vorsorge für öffentliche Verkehrsmittel hoher Qualität, die es ermöglichen, einen großen Teil des derzeitigen Individualverkehrs aufzunehmen, diesen dadurch zu vermindern und eine flüssige Abwicklung zu erleichtern. Mit diesem Ziel sind seit längerer Zeit Verhandlungen über einen Verkehrsverbund im Gange. Sie haben, was die wünschenswerten öffentlichen Verkehrslinien betrifft, zu konkreten Vorstellungen geführt. In der Frage der Finanzierung ist eine einvernehmliche Lösung noch nicht gelungen.

Der Wunsch einer wachsenden Zahl von Menschen, in ländlicher Umgebung zu wohnen und rasch und sicher Arbeitsplatz, Versorgungs-, Freizeit- und Kultureinrichtungen im städtischen Ballungsraum erreichen zu können, verleiht der Lösung dieser gemeinsamen Verkehrsprobleme der drei Länder außerordentliche Dringlichkeit. Hand in Hand damit muß aber auch eine sinnvoll beeinflußte Entwicklung der Siedlungstätigkeit gehen. Sie soll vor allem dort gefördert werden, wo hochqualifizierte Verkehrsachsen in gut erreichbarer Nähe zur Verfügung stehen. Ebenso müssen die Voraussetzungen für entsprechende Versorgungseinrichtungen gesichert sein oder sichergestellt werden.

Ein in einem gemeinsamen Arbeitskreis der drei Landesorganisationen der ÖVP erarbeitetes Verkehrswege- und Siedlungskonzept sieht ein sternförmiges Siedlungs-Strukturmodell vor, das sich an radial von Wien ausgehenden Entwicklungsachsen orientiert Von der Stadt sollen möglichst gleich leistungsstarke Schienenverkehrsachsen nach allen Richtungen auslaufen und diese Achsen in der Stadt so miteinander und mit dem innerstädtischen Verkehr verknüpft sein, daß jeder Punkt der Stadt von jedem Punkt entlang der Radialachsen bequem erreicht werden kann. Durch den Zubringerverkehr oder durch „Park-and-ride”-Verkehr sollen auch die nicht an diesen Achsen liegenden Punkte des Umlandes an das Achsensystem angebunden werden.

Der Raum zwischen den Achsen soll weitgehend für Erholung, für land- und forstwirtschaftliche Nutzung und, soweit Grundwasservorkommen vor-

handen sind, als wasserwirtschaftliches Schongebiet erhalten bleiben.

Die Wiener Außenbezirke sowie die zentralen Orte des Umlandes sollen durch leistungsfähige Tangentialverkehrslinien verbunden und mit den radialen Entwicklungsachsen verknüpft werden, wobei die Wiener Vorortelinie entsprechend zu berücksichtigen wäre. Die Planung von tangentialen Autobahn- und Schnellstraßen-

Verbindungen müßte eine „autobusgerechte” Trassenführung vorsehen.

Ein Konzept dieser Art erfordert in seiner Durchführung nicht nur das Zusammenwirken der drei Länder, sondern auch die Mitwirkung des Bundes und einzelner Gemeinden.

Diese umfassende Kooperation ist- nicht nur in dieser Frage, sondern bei so gut wie allen Aufgaben erforderlich, die als gemeinsames Anliegen der Drei-Länder-Region anzusehen sind.

Von der Bereitschaft zu einem derartigen umfassenden, gemeinsamen Planen und Handeln wird für die Entwicklung der ganzen Region in Zukunft sehr viel abhängen. Denn wenn jedes der drei Länder, der Bund und die einzelnen Gemeinden ihre Maßnahmen ohne Rücksicht auf notwendige gemeinsame Zielsetzungen treffen, werden viele Chancen ungenützt bleiben, nicht nur im Verkehrssektor, sondern ebenso im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung, der Nahversorgung und der Sicherung von Erholungslandschaften. Dazu muß sich bei allen beteiligten Stellen die Erkenntnis voll durchsetzen, daß die drei Länder eine Region bilden, die in vielen Belangen einen gemeinsamen Raum darstellen, der als Ganzes gemeinsam gestaltet werden muß, wenn die Chancen einer optimalen Nutzung seiner Entwicklungsmöglichkeiten und Lebenskraft gewahrt werden sollen.

Auf Grund der geopolitischen Lage dieses Raumes kommt der Lösung dieser Aufgabe auch beachtliche staatspolitische Bedeutung zu. Die Position Österreichs im Grenzbereich der großen Kräftefelder in Europa wird vor allem von dieser Drei-Länder-Region getragen. Die Staatsgrenze Österreichs nach Osten und Norden ist zu einem wesentlichen Teil die Grenze dieser Region. Mit 3,3 Millionen Menschen leben rund 44 Prozent der Gesamtbevölkerung Österreichs in dieser Region. Es kann kein Zweifel bestehen, daß das gemeinsame Handeln aller für diese Region Mitverantwortlichen, von dem ihre künftige Lebenskraft maßgebend beeinflußt wird, auch eine staatspolitische Notwendigkeit ist.

Aus all diesen Überlegungen mißt die niederösterreichische Landespolitik der gemeinsamen Arbeit für die Drei-Länder-Region größte Bedeutung zu und ist bemüht, durch eigene Initiativen zum Fortschritt dieser Zusammenarbeit beizutragen.

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