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„Niemals ein Angriff“

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Am 18. November präzisierte US-Präsident Reagan das Ziel der am 30. November in Genf beginnenden Verhandlungen. Am 27. und 28. November veranstalten Katholische Aktion Österreichs und „Pax Christi“ in Wien eine Studientagung zum Thema Friedenspolitik und Rüstung.

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Am 18. November präzisierte US-Präsident Reagan das Ziel der am 30. November in Genf beginnenden Verhandlungen. Am 27. und 28. November veranstalten Katholische Aktion Österreichs und „Pax Christi“ in Wien eine Studientagung zum Thema Friedenspolitik und Rüstung.

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„Am Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Vereinigten Staaten die einzige Industriemacht der Welt, die keinen Schaden erlitten hatte. Unsere militärische Macht hatte ihren Höhepunkt erreicht — und wir allein hatten die gefährlichste aller Waffen, die Atomwaffe, und die durch niemanden in Frage gestellte Fähigkeit, sie überall in der Welt anzuwenden. Wenn wir damals die Weltherrschaft gesucht hätten, wer hätte sich uns entgegenstellen können?“ (Dies schrieb ich letzten April an Leo- nid Breschnew und ergänzte:) „Aber die Vereinigten Staaten haben einen anderen Kurs eingeschlagen. Wir benutzten unsere Macht und unseren Reichtum, um die durch den Krieg zerstörte Wirtschaft der Welt wieder aufzubauen — auch die Wirtschaft jener Völker, die unsere Feinde gewesen waren. Ich muß sagen, es gibt nicht den geringsten Beweis für Beschuldigungen, daß die Vereinigten Staaten imperialistisch seien oder versuchten, anderen Ländern ihren Willen mit Gewalt aufzuzwingen..

Heute wächst eine neue Generation auf beiden Seiten des Atlantiks heran. Ihre Angehörigen waren noch nicht dabei, als der Nordatlantik-Pakt geschaffen wurde. Viele verstehen nicht ganz, daß dieser Pakt geschaffen wurde, um die Freiheit zu vertei-

digen und einen vom Krieg zerstörten Kontinent wiederaufzubauen.

Einige junge Leute zweifeln, warum wir Waffen brauchen, vor allem Atomwaffen, um einen Krieg zu verhindern. Sie fürchten, daß die Anhäufung dieser Waffen allein schon zum Zusammenstoß führen könnte. Manche schlagen sogar eine einseitige Abrüstung vor.

Ich verstehe ihre Besorgnis. Ihre Fragen müssen beantwortet werden, und wir sind verpflichtet, ihre Fragen auf der Grundlage unserer Urteilsfähigkeit von Vernunft und Erfahrung zu beantworten.

Die Friedenspolitik der NATO beruht auf Zurückhaltung und Gleichgewicht. Die Waffen der NATO, ob konventionell oder nuklear, werden niemals in Europa benützt werden, es sei denn zur Zurückweisung eines Angriffes.

Die Vereinigten Staaten haben im letzten Jahrzehnt ihre Streitkräfte vermindert und die Militärausgaben zurückgeschraubt. Die Sowjets haben die Zahl der unter Waffen Stehenden ständig erhöht Ihre Streitkräfte sind jetzt mehr als doppelt so stark wie die der Vereinigten Staaten. In der gleichen Zeit haben die Sowjets ihre realen Rüstungsausgaben um etwa ein Drittel erhöht

Die Sowjets haben die Zahl ihrer Panzer auf etwa 50.000 erhöht verglichen mit unseren 11.000 Tanks. Obwohl, geschichtlich gesehen, eine Landmacht, haben sie ihre Marine von einer Küstenflotte zu einer Ozeanflotte ausgebaut, während die USA, eine Seemacht mit überseeischen Verbündeten, ihre Flotte um die Hälfte vermindert haben.

In einer Zeit, in der die NATO keine neuen Nuklear-Waffen mittlerer Reichweite stationierte und sogar 1000 Atomsprengköpfe abzog, haben die Sowjets allein mehr als 750 Atomsprengköpfe für ihre neuen SS-20-Raketen stationiert.

Die Sowjetunion verfügt über drei verschiedene Raketensysteme: die SS-20, die SS-4, und die SS-5. Alle besitzen eine Reichweite, die fast ganz Westeuropa bedroht. Gegenwärtig gibt es keine gleichwertige Antwort auf diese sowjetischen Raketen. Und die Sowjets stationieren jede Woche eine neue SS-20.

Um dem entgegenzuwirken, haben sich die Verbündeten 1979 darauf geeinigt, Marschflugkörper und Pershing-2-Raketen zu stationieren, die Ziele in der Sowjetunion erreichen können. Diese Waffen sollen in verschiedenen westeuropäischen Ländern stationiert werden.

Die USA sind bereit, auf ihre Dislozierung der Pershing-2 und der landgestützten Marschflugkörper zu verzichten, wenn die Sowjets ihre SS-20, SS-4 und SS-5 Raketen abbauen. Dies wäre ein historischer Schritt. Mit sowjetischem Einverständnis könnten wir gemeinsam die schreckliche Bedrohung durch einen Atomkrieg wesentlich vermindern, die über den Völkern Europas schwebt

Sowjetische Sprecher haben gemeint, daß eine Verlegung der SS-20 über den Ural hinweg die Bedrohung von Europa nehmen würde. Wie die Karte zeigt werden die SS-20-Raketen sogar bei der Dislozierung hinter den Ural eine Reichweite haben, die nahezu das gesamte Westeuropa und seine Großstädte in der Reichweite dieser Raketen beläßt die übrigens auch noch beweglich sind und kurzfristig verlegt werden können.

Der zweite Vorschlag, den ich Präsident Breschnew gemacht habe, betrifft die strategischen Waffen. Die Vereinigten Staaten schlagen vor, sobald wie möglich im nächsten Jahr Verhandlungen über die strategischen Waffen zu eröffnen…

Der dritte Vorschlag ist, daß wir etwas tim, um eine Gleichheit der konventionellen Streitkräfte in Europa auf niedrigeren Ebenen zu erreichen…

Schließlich habe ich Präsident Breschnew gegenüber darauf hingewiesen, daß wir das Risiko eines Überraschungsangriffs sowie die Möglichkeit eines Krieges auf Grund von Ungewißheit oder Fehleinschätzung verringern müßten.

Friedensdemonstration in Westberlin im September 1981: Frage des Längengrades

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