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Not zwingt zur Tugend

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Für die Grünen wie für die Volkspartei geht es derzeit ums Überleben. Raufen müssen beide. Die einen müssen jetzt halt irgendwie zusammenfinden, die anderen irgendwie noch zusammenbleiben: sonst sind beide weg vom Fenster.

Die Grünen haben erkannt, daß sie im Gegeneinander aufgerieben werden: Die einen Grünen, vormals die Grün-Alternativen, sind nach Demoskopen-Befund längst zu schwach, um sich künftig allein als Fraktion behaupten zu können; die anderen, die dem Namen nach „Vereinten", sind zu schwach, um überhaupt politisches Mandatsgewicht zu bekommen. Daher suchen Pilz und Buchner nach einer Kuhhaut, auf der ihre gegensätzlichen - und jenseits der unmittelbaren Umweltfragen höchst widersprüchlichen - Interessen vereinbart werden können.

Die ÖVP, vergleichsweise eine klassische Integrationspartei, hat mit dem Kompromiß, den die Grünen suchen, gleichzeitig ihre liebe Not. Gerade jetzt, wo es wirtschaftlich eng wird, laufen die Interessen vollkommen auseinander. Wirtschafts- und Arbeitneh-merflügel liegen sich nicht nur in Niederösterreich in den Haaren. Die Bauern fürchten überhaupt, ausgebremst zu werden. Da wird's Hemd knapp - und das reiht allemal vor dem gemeinsamen Bock, der keinem so recht passen will.

Je weniger es zu verteilen gibt, desto härter wird der Verteilungskampf: das macht der Volkspartei auch intern zu schaffen. Aber weder eine Wirtschaftspartei noch eine ÖAAB-Partie noch eine Bauernpartei hätte -auf sich allein gestellt - Chancen, sich zu behaupten. Dazu kommt, daß die regionalen Interessen jetzt im Vorfeld zur Nationalratswahl auseinanderlaufen. Und da geht es natürlich auch auf keine verfügbare Kuhhaut, daß ein (ÖVP-)-Minister die Sonntagsruhe als überholt bezeichnet, während ein (ÖVP-)Landeshauptmann dazu einen arbeitsfreien Feiertag fordert. Und wenn ein Günstling historischer Entwicklungen deren Stiefkinder in Ostösterreich so nebstbei heruntermacht, weiß man um Hemd und Rock, um die es da politisch geht, genau Bescheid. Andere Parteien kaschieren das (nur) noch besser: Aber der gemeinsame Nenner wird kleiner - wenn nicht

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