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Nun auch in Linz

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Den Ehrengästen, die am 15. November zu einer akademischen Feier in die Harrachstraße 7 eingeladen werden, wird ein Buch mit dem Titel „Theologie in Linz” überreicht. Diese hat nämlich einen neuen Auftrieb erhalten: In Anwesenheit des Bundespräsidenten wird der Öffentlichkeit in aller Form mitgeteilt, daß Linz seit dem Weihnachtstag 1978 - das Dekret der Römischen Kongregation für das Katholische Bildungswesen trägt dieses symbolische Datum - eine Theologische Fakultät Kanonischen Rechtes besitzt.

Das bedeutet für die über 150 Studenten, daß sie ihr Studium nun in Linz mit dem Magisterium oder Doktorat der Theologie abschließen können. Bisher war dies nur über Graz oder eine andere theologische Fakultät möglich.

Für die Philosophisch-theologische Hochschule der Diözese Linz bedeutet diese Rangerhöhung zunächst, daß Geschichte und bisherige Leistungen zur Kenntnis genommen wurden: Seit 1672 gibt es in Linz theologische Vorlesungen. Die Linzer Theologieprofessoren geben die Zweitälteste theologische Zeitschrift des deutschen Sprachraumes heraus, die „Theologisch-praktische Quartalschrift” (seit 1852). Sie sind Autoren und Herausgeber vieler wissenschaftlicher Publikationen. So der „Linzer Phüosophisch-theologi- schen Reihe”, die es in den letzten acht Jahren auf 12 Bände brachte. Das Angebot an Vorlesungen und Seminaren ist reicher, als es das staatliche Gesetz vorschreibt.

Trotzdem war die Theologie in Linz gerade seit dem Inkrafttreten des Universitäts-Organisationsgesetzes in einer ganz besonders mißlichen Lage: Das bis dahin vorgesehene theologische Absolutorium wurde abgeschafft und das neugeschaffene Magisterium der Theologie durfte in Linz nicht verliehen werden. Die Hochschule glich also einem Gymnasium, an dem man nicht maturieren kann.

Es geht dabei nicht nur um die Selbstachtung und um eine Besserstellung der Studenten, sondern auch auf Dauer gesehen um die Qualität der wissenschaftlichen Leistung. Promovenden gehen von vornherein an eine Fakultät, und die Berufung von Professoren an eine Hochschule, die nicht einmal einen Studienabschluß bieten kann, ist schwierig. Die Fakultätserhebung gibt der Hochschule neue Arbeitsmöglichkeiten und schafft die Voraussetzungen dafür, daß das wissenschaftliche Niveau gehalten und gehoben werden kann.

Für die Diözese Linz ergeben sich nun nicht nur bessere Voraussetzungen für die Aus- und Fortbildung des Klerus. Zwei Drittel der Hörer sind Laientheologen. Wahrscheinlich werden es in Zukunft noch mehr werden, denn viele von ihnen, darunter hervorragend begabte, studierten an anderen Fakultäten, weü sie dort bessere Voraussetzungen hatten. Einige gingen auch dort in den kirchlichen Dienst, weil sie einen neuen Freundeskreis gefunden und wohl auch den Kontakt zur eigenen Diözese etwas verloren hatten. Es besteht nun nicht nur Aussicht, mehr Laientheologen in der Diözese zu halten, sondern auch in den Studentenaustausch einbezogen zu werden, der ständige Auffrischung bringt.

Die Stadt hat in den vergangenen 13 Jahren hervorragende Bildungsmöglichkeiten im Hochschulrang erhalten und besitzt jetzt drei Hohe Schulen: die 1966 gegründete Universität, die 1974 gegründete Hochschule für künstlerische- und industrielle Gestaltung und die nunmehrige Katholisch-Theologische Hochschule Linz mit einer Fakultät. Die kleine Linzer Rektorenkonferenz hat in freundschaftlicher Zusammenarbeit schon einiges geleistet: gegenseitige Einladungen zu Gastvorlesungen, gemeinsame Ringvorlesungen. Es wurde eine gemeinsame Publikationsreihe gegründet, deren erster Band über das Thema „Gesellschaft - Kunst - Religion” noch diesen Herbst erscheinen wird und das Feld der weiteren Zusammenarbeit absteckt.

Rechtlich ist die Theologische den staatlichen Fakultäten gleichgestellt. Sie muß jedoch zur Gänze von der Diözese finanziert werden. Das war auch bisher so und bedeutet gewiß eine starke Belastung. Die Studenten bekommen jedoch nichts davon zu spüren. Sie erhalten wie alle anderen Hochschüler die staatliche Studien- beihüfe. Die Professoren sind finanziell schlechter gestellt als ihre Kollegen an den staatlichen Fakultäten, was jedoch ihre Arbeitsmöglichkeiten nicht einschränkt. Die Einstellung von Assistenten und Hilfskräften, die Beschaffung von Büchern und Lehrbehelfen ist sicher unkomplizierter und schneller möglich als über staatliche Behörden. So besitzt Linz in seiner alten Hochschule und neuen Fakultät ein flexibles Instrument für die theologische Forschung und Lehre.

In der vor kurzem erschienenen Apostolischen Konstitution über die kirchlichen Universitäten und Fakultäten „stellt der Heilige Stuhl sein klares Recht und seine Verpflichtung fest, kirchliche Fakultäten zu errichten und zu fördern, die von ihm ab- hängen, sei es als eigenständige Einrichtungen oder auch innerhalb von Universitäten, offen für Kleriker und Laien, und gibt dem lebhaften Wunsch Ausdruck, daß das gesamte Volk Gottes unter der Führung seiner Hirten gemeinsam dabei helfe, daß diese Zentren der Weisheit wirksam zur Vertiefung des Glaubens und des christlichen Lebens beitragen”. (III) Dieses Recht und diese Verpflichtung zur Errichtung kirchlicher Fakultäten hat die Kirche in Linz für ganz Österreich dokumentiert.

(Der Autor ist Rektor der Theologisch-Philosophischen Hochschule in Linz)

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