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Nur ein Spielmaterial?

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Seit knapp einem Jahr wissen ein paar Österreicher von der Existenz des „Aktionsplans“. Die Reaktionen der bisher mit dem Dokument konfrontierten Historiker und Zeitzeugen fielen — naturgemäß - recht unterschiedlich aus.

Nachdem der „Aktionsplan“ im Rahmen eines Internationalen Historiker-Symposiums zum Thema „Österreich 1945—1949: Die bevormundete Nation? Von der .befreiten* Republik zum Streitobjekt der Alliierten“ soeben in Wien erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert wurde, hat die FURCHE ebenfalls einige Zeitzeugen damit vertraut gemacht.

So glaubt zum Beispiel der ehemalige Wiener Polizeipräsident nicht an die Echtheit des vorliegenden Papiers. Nicht nur, daß die westliche Alliierten mit diesem Plan nicht so lange hinter dem Berg gehalten hätten. Josef Holaubek erinnert sich darüber hinaus an die zahlreichen „Abenteurer und Wichtigmacher“, die in der Besatzungszeit mit selbstverfertigtem „Spielmaterial“ bei allen möglichen Stellen hausieren gegangen sind.

Anders reagiert der ehemalige ÖGB-Präsident, Innenminister und „Held“ im Abwehrkampf gegen den „kommunistischen Putschversuch“ vom Oktober 1950, jene ernsten Streikunruhen, an deren Spitze sich die Kommunisten gestellt hatten.

Franz Olah nennt mögliche Beweise für die Authentizität des

„Aktionsplans“: einmal den Umstand, daß er im vorliegenden Plan als einer jener Politiker genannt wird, die unbedingt festzunehmen wären.

Obwohl Olah damals lediglich Wiener Gemeinderat und einer von zwei Zentralsekretären der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft gewesen sei, habe ihn der damalige ÖGB-Präsident Johann Böhm nach einer Warnung durch die westlichen Besatzungsmächte bereits im Jahre 1947 beauftragt, für den Fall einer Besetzung des OGB-Hauptquartiers die nötige Antwort über den amerikani schen Radiosender „Rotweißrot“ zu geben. Zu diesem Zweck hatten ihm die US-Behörden in Wien eine Sondererlaubnis erteilt.

Und zum zweiten führt Olah den 1. ÖGB-Kongreß im Mai 1948 an, auf dem er sich — wie aus dem Protokoll auch hervorgeht - durch seine deutlichen Worte gegen die Beeinflussungsversuche auf die Gewerkschaftsbewegung von seiten der Sowjets bei den kommunistischen Gewerkschaftern endgültig als Gegner jeglicher „Einheitsfront“ zwischen Sozialisten und Kommunisten erwiesen habe.

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