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Nur mehr Parolen ?

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Jahrzehntelang wurden sie als Symbol der heimischen Ingenieurskunst gepriesen und beklatscht. Jetzt müssen sie sich auf die Anklagebank setzen lassen, weil ihnen „verantwortungs-. lose und billige Angstparolen“ einer grün gefärbten Minderheit tiefe Skepsis vorwiegend bei jungen Leuten eingebracht haben.

Sie - das sind die rund 300 Teilnehmer aus der Kraftwerksbranche Österreichs, der Schweiz und der Bundesrepublik, die am 12. und 13. November bei einer Fachtagung im oberösterreichisehen Steyr den Stand der „Wasserkraft heute“ diskutierten.

Wasserkraft ist wichtig für Österreich, das steht außer Zweifel. 1986 beispielsweise erzeugte die Verbundgesellschaft 21.700 Gigawattstunden; der Anteü der acht Donaukraftwerke zwischen der deutschen Grenze und Greifenstein betrug etwas mehr als die Hälfte.

Mit den Kraftwerksherren, die heute als die Betonierer und Landschaftszerstörer geprügelt werden, trifft man aber meist die Falschen. Denn liest man den Energiebericht 1986, so wird darin der Wasserkraft zwar ein hoher Stellenwert zuerkannt, die Politiker können sich nach wie vor nur zu einem kräftigen „Jein“ durchringen. Klare Richtlinien, wie die E-Wirtschaft den kontinuierlich wachsenden Stromverbrauch für die nächsten Jahre bereitstellen soll, stehen nach wie vor aus.

Die einhelligen Lamenti der Teilnehmer, die sich nur mehr im Kreuzfeuer der Kritik sehen, sind sicherlich richtig. Denn es stimmt schon, daß zum Beispiel manche Äußerungen von „Grünen“ oder den Medien von vornherein darauf abzielen, Angst zu schüren, statt eine realistische Beurteilung möglicher Gefährdungen durch einen Kraftwerksbau zu ermöglichen. Vielfach wird jedoch darüber hinweggesehen, daß gerade bei Kraftwerken die Umweltschutzmaßnahmen einen hohen technischen Standard erreicht haben. Wer weiß auch schon Bescheid darüber, daß Landschaft wirklich schön aussehen kann, wenn Wasserkraftanlagen nach den neuesten baulichen Erkenntnissen konzipiert sind. Ein Faktum, das recht eindrucksvoll bei dieser Tagung mit Beispielen aus der Bundesrepublik dokumentiert wurde.

Etwas fiel gerade bei diesem Symposium auf: Die Vertreter der E-Wirtschaft verhalten sich zunehmend so, wie sie es sonst gerne „den anderen“ vorgeworfen haben. Sie bekämpfen nicht die gegen Kraftwerke gerichtete und ihrer Meinung nach falsche Technikfeindlichkeit, sondern deren Auslöser beziehungsweise Vertreter. „Grünes Denken“ wird zunehmend einfach abqualifiziert; „grüne Politiker“ sind nur mehr schlicht „Chaoten und Verhinderer“.

Für das geistige und politische Klima dieses Landes auch nicht die beste Einstellung.

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