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Nur schneearme Winter?

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DieSaisonen 1987/88 bis 1989/90 und 1991/92 machten durch das Ausbleiben von Schnee Schlagzeilen. Viele Liftanlagen konnten den Betrieb nicht aufnehmen, die gesamte Branche mußte empfindliche Einbußen hinnehmen. Im langjährigen Vergleich liegen diese schneearmen Saisonen aber innerhalb natürlicher Schwankungsbreiten. Es sei daher unzulässig, sofort den lange prophezeiten globalen Temperaturanstieg für das Ausbleiben des Schnees verantwortlich zu machen:

„Die kurzfristigen Änderungen des Klimas von Jahr zu Jahr sind weitgehend vom Zufall gesteuert. Seriöse Vorhersagen lassen sich eigentlich nur jeweils für die kommenden fünf Tage machen, nicht für den ganzen Winter", so Reinhard Böhm, der an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Temperatur-„trends" analysiert.

„Einzelereignisse - auch wenn sie hintereinander auftreten - sagen wenig über langfristige Trends aus." Auch der „Supersommer" 1992 ist ein Ereignis. In den Messungen der Zentralanstalt, die bis 1775 zurückreichen, sind drei solcher Spitzen zu beobachten.

Ingeborg Auer, die sich an der Zentralanstalt für Meteorologie mit der Analyse von Niederschlägen befaßt, ortet bei den Winterniederschlägen einen steigenden Trend. „In Regionen, in denen die Temperatur unter Null Grad liegt, kommt es zu Schneereichtum."

Genaue Vorhersagen über den nächsten Winter und wohin sich der etwaige Schneereichtum verirren wird, will Auer keine machen. In den Zeitungen ist aber das Gerücht eines „strengen Winters" aufgetaucht. „Solche Aussagen sind nicht zu beweisen", so Auer..

Ein Zusammenhang zwischen milden Wintern und der globalen

Temperatursteigerung kann mit den zur Zeit gemessenen Daten nicht bewiesen werden. „Entsprechende Schlagzeilen empfinde ich eher als Panikmache." Auch wenn viele Anzeichen für die Computermodelle, die eine globale Erwärmung um bis zu drei Grad Celsius prognostizieren, sprechen - milde Winter und außergewöhnlich hohe Temperaturen gab es auch schon früher - „... das sagt aber nichts über die Qualität der Klimamodelle aus." (Böhm)

Die Reduktion der Schadstoffemissionen ist keine Frage, der man sich nur wegen einer drohenden globalen Klimakatastrophe durch steigende Temperaturen stellen muß. „Es geht um die jetzige Gefährdung und Einschränkung der Lebensqualität, die Gefahren durch Lungenkrebs oder andere Erkrankungen, die auf die Belastungen zurückzuführen sind." (Böhm)

Auer befürchtet, daß die Temperaturdiskussion eine Modeerscheinung ist, die, wie etwa das Thema Waldsterben, aus den Nachrichten verschwinden könnte, obwohl sie weiter wichtig wäre. Es gehe auch darum, der Atomlobby rechtzeitig den Wind aus den Segeln zu nehmen, bevor sie aus diesem Trend und den Ängsten der Bevölkerung Kapital schlägt.

Diese preist Atomstrom bekanntlich als die saubere Alternative zur Energiegewinnung an - C02- und andere Emissionen können aber auch anders eingeschränkt werden, als durch den Bau tickender Zeitbomben. Und jede(r) einzelne hat die Möglichkeit durch sein Verhalten und sein Engagement für eine umweltverträgliche Lebensweise hier etwas zu tun - entgegen aller scheinbaren Machtlosigkeit, die gerne von diversen Massenmedien suggeriert wird.

Auszug aus „Umwelt-Erziehung", Nummer 5/92.

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