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Bosnien: Was fiir ein Friede?
Man kann die Erleichterung nicht verhehlen, wenn nach den sommerlichen Kriegsoffensiven Kroatiens im heurigen Herbst endlich von einem weitgehend akzeptierten Friedensplan für Bosnien die Rede ist. Eine Kantonsaufteilung, mit „besonders engen Beziehungen" zum jeweiligen Bruderstaat - hier Kroatien, hier Serbien - soll der neue Status sein.
Egal, was für eine politische Lösung es wäre - wenn sie nur irgend dazu dient, daß der heiße Krieg gestoppt werden kann, ist sie schon ein Fortschritt. Da ist sogar die Kooperation mit dem ursprünglichen Anstifter Milosevic ein kleineres Übel, wenn es ihm nur gelingt, Karadzic in Schach zu halten. Das ist eine Grundlage für Waffenstillstand, ist es aber dauerhaft?
Welche Sicherheiten haben zum Beispiel die Moslems, die bewiesen haben, daß sie mit einem Reservat nicht zufrieden sind und eine Defacto-Aufteilung ihres Landes unter den beiden großen Brüdern mit fortgesetztem Krieg beantworten würden? In diesem Punkt ist der beeindruckende Friedensvertrag alles schuldig geblieben, und zwar aus einem einfachen Grund: weil keiner der großen Brüder irgendeine Festlegung akzeptiert hätte.
Es ist absehbar, daß eine internationale Armee lokale Kämpfe, Stadtbelagerungen und neue „Republiksausrufungen" nicht verhindern kann. Da aber die Vereinnahmung Kroatisch-Bosniens durch Kroatien ebenso sicher ist wie die Vereinnahmung Serbisch-Bosniens durch Serbien, befinden wir uns bereits mitten im Prozeß der Gründung neuer Staaten. Die Geschichte dieses Jahrhunderts hat eindrucksvoll gezeigt, was unter „besonders engen Beziehungen" oder „brüderlich befreundeten Staaten" zu verstehen ist. Wir brauchen daher mehr als eine internationale Armee, die angeblich wieder einmal alles rettet. Solange die Garantie für das bosnische Territorium nicht von Serbien und Kroatien völkerrechtlich und mit Sanktionen zugestanden ist, ist es besser, nur einen Waffenstillstand, nicht aber einen endgültigen Friedensvertrag zu haben. Sehe man sich doch die Partner dieses Abkommens, Milosevic und Tudjman, genau an.
Der Autor ist
Nationalratsabgeordneter bei den Grünen.
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