Corona - und die Demokratie

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Österreich durchlebt in der Corona-Krise eine zunehmende Distanzierung vieler Bürger von Staat, Institutionen, Gesetzen, Regeln. Nun braucht es - unbedingt sachliche - Überzeugungsarbeit.

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Österreich durchlebt in der Corona-Krise eine zunehmende Distanzierung vieler Bürger von Staat, Institutionen, Gesetzen, Regeln. Nun braucht es - unbedingt sachliche - Überzeugungsarbeit.

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Entgegen allem (verständlichen) Zweifel: Die nachfolgende Geschichte ist wahr, hat Zeugen – und sie spielt, Zufall oder nicht, in jener Landeshauptstadt, in der eine extrem impfkritische Protestpartei soeben drei Landtagssitze erobern konnte.

Da war vor wenigen Tagen eine Großveranstaltung mit 1500 Besuchern und einer 3-G-Kontrolle am Eingang. Dort zückte eine junge Frau ihren Impfnachweis – und wurde ausgerechnet von den Kontrolloren gefragt, ob sie sich im Klaren sei, nie wieder Kinder bekommen zu können…

Ein schlimmes Einzel-Erlebnis, hoffentlich. Aber schon tags zuvor waren im ORF-„Report“ die Soziologin Julia Partheymüller (Uni Wien) und der Politikberater Thomas Hofer zum Thema „Impfskepsis“ geladen – und beim Zuhören hätte ich mir weit mehr als die 519.000 offiziell gezählten Zuschauer (Teletest) gewünscht. Denn die Befunde der beiden waren hochbrisant: Österreich durchlebe in der Corona-Krise eine zunehmende Distanzierung vieler Bürger von Staat, Institutionen, Gesetzen, Regeln. Die Folge: „Wir verlieren die Faktenbasis, die außer Streit steht und von der wir dann weg diskutieren können.“ Fakten seien aber „die zentrale Währung für demokratische Politik“. Und: „Wenn da keine Verständigung mehr möglich ist, dann ist im Prinzip die Demokratie zum Scheitern verurteilt!“

Rhetorische Abrüstung

Wer genau zugehört hat, der spürte freilich: Die beiden Interviewten sahen die Verantwortung für die zunehmende Spaltung der Gesellschaft keineswegs nur auf einer Seite – bei Verschwörungs-Theoretikern, System-Kritikern, Medizin-Skeptikern, den Ängstlichen und schlecht oder falsch Informierten. Auch die Regierenden würden die Emotionen mit harten und trennenden Worten schüren, nicht nur bei der sensiblen Gesundheitspolitik, sondern auch bei anderen Themen, von der Migrations- bis zur Klima-Debatte.

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