Hugo Portisch-Preis - ein Vermächtnis
Erstmals wird kommende Woche der "Hugo Portisch-Preis" vergeben. Gedanken über ihn, seinen Namensgeber und die Unverzichtbarkeit von Weltwissen - auch im Journalismus.
Erstmals wird kommende Woche der "Hugo Portisch-Preis" vergeben. Gedanken über ihn, seinen Namensgeber und die Unverzichtbarkeit von Weltwissen - auch im Journalismus.
Als es ans Ausräumen gegangen ist, weil Hugo Portisch nicht mehr unter uns war, da habe ich unter all den Büchern, die er geschrieben hat, einen kleinen Schatz entdeckt: Mächtige 500 Seiten stark und schon vor 60 Jahren in Deutschland erschienen: „Augenzeuge der Weltpolitik“, ein Sammelband über seine ersten Weltreisen, quer durch die Sowjetunion, durch Afrika und Südamerika.
Ganz vorn steht da Portischs liebevoller Dank an seine Eltern, die ihm den Weg in den Journalismus ermöglicht hatten. Und am Ende findet sich das stolze Wort des Verlags – schon damals: „Portisch ist einer der besten Journalisten Europas. Wer informiert sein will, für den ist die Lektüre unerlässlich. Denn Portisch schreibt nicht nur informativ, sondern auch faszinierend.“ Zwei Jahre nach Erscheinen des Buches ist er damals mein Chef geworden.
In der kommenden Woche wird eine hochkarätige Jury erstmals den „Hugo Portisch-Preis“ vergeben – für herausragende journalistische Leistungen im In- und Ausland. Viele Kolleginnen und Kollegen aus deutschsprachigen Medien haben sich beworben. Das strahlend renovierte Parlament wird der Schauplatz des Festaktes sein.
„Augenzeuge der Weltpolitik“
In Erwartung dieser Feierstunde habe ich jetzt nachgelesen, welchem Anspruch sich der 2021 verstorbene Leitstern der Journalistik schon in jungen Jahren selbst ausgesetzt hat, weitab von den politischen Interessen seines großen Leserpublikums. „Augenzeuge der Weltpolitik“ hat ihn monatelang von den Kolchosen des Kommunismus über Schwarzafrika bis in die Hochländer Südamerikas geführt. Nebenschauplätze für viele, und doch schildert er den Weg und die Dramen dieser Völker so packend und kenntnisreich, dass ich mich beim Lesen beschämt gefragt habe, wie all das Wissen darüber später, ohne Portischs Wegweisungen, wieder verfliegen konnte.