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Irans Wirtschaftsprobleme bringen Pragmatiker in Not

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Die anstehende Preisverleihung an den Autor der „Satanischen Verse", Salman Rushdie, ist kein Thema, wenn am kommenden Wochenende Irans Außenminister Ali Akbar Velajati seinen Wien-Besuch absolviert - sagt zumindest die Iranische Botschaft. Auf der Themenliste bei den Gesprächen mit Außenminister Alois Mock stünden vielmehr die Beziehungen zu Österreich, die Lage im Nahen Osten, vor allem aber die Situation in Bosnien.

Ein anderes hetkles Thema hat sich bereits im Vorfeld des Besuches erledigt. Vor zwei Wochen einigten sich Österreich und der Iran über die Umschuldung staatlich garantierter Kredite in der Höhe von 5,6 Milliarden Schilling. Umschuldungsak-tionen mit Japan und Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner des Iran, verschaffen der Islamischen Republik und ihrem Präsidenten Rafsandschani die dringend benötigte Atempause.

Weil er die ökonomische Krise nicht in den Griff bekommt, gerät Rafsandschani zunehmend unter den Druck konservativer Kräfte. Seine große Popularität, die den Pragmatiker nach dem Tod Khomeinis 1989 in das höchste Amt hievte, schmilzt -ebenso wie seine Macht.

15 Jahre nach der Revolution droht der Iran wieder zu den Anfängen zurückzukehren. Der Kulturkampf zwischen den laizistischen Intellektuellen und den Hütern der islamischen Rechtgläubigkeit hat begonnen. Prominentestes Opfer bisher ist der Bruder des Präsidenten. Mitte Februar, kurz nach der „Dekade der Morgenröte", den zehntägigen Revolutionsfeiern, mußte Mohammed Haschemi nach zehn Jahren seinen Hut als Chef der Radio- und Fernsehanstalt nehmen. Sein Nachfolger gilt als religöser Falke.

Auch auf das Außenministerium werfen die Konservativen bereits begehrliche Blicke. Noch sitzt Velajati, der am längsten amtierende Minister der Islamischen Republik, fest im Sattel. Aber auch er gerät zunehmend unter Erfolgsdruck.

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