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Neutralität passe?
Es gibt sicher Wichtigeres als die Frage, ob Österreichs Bundesheer am 26. Oktober in Wien eine Parade abhält oder nicht. Aber hinter der Frage steht Grundlegendes: Was bedeutet uns Landesverteidigung? Was ist sie uns wert?
Gefühlsmäßig liegt es nahe, Paraden abzulehnen, denn bei vielen Menschen werden zunächst negative Assoziationen geweckt: Ein Aufmarsch des Heeres erinnert an Krieg und die skandalös hohen Summen, die weltweit in die Rüstung gesteckt werden, aber auch an Vorstellungen von Autorität, Gehorsam und Disziplin, die nicht mehr ganz zeitgemäß sind.
Anderseits hat sich Österreich nicht dem Pazifismus verschrieben, sondern es bekennt sich zur militärischen Verteidigung und besitzt ein Heer. Und zwar ein Volksheer, das so miserabel ausgestattet ist, daß man ihm sicher keine Aggressionsabsichten unterstellen (und nur mit viel gutem Willen die Erfüllung der nötigsten Defensivaufgaben zutrauen) kann.
Kosten der Aufmarsch und die Leistungsschau am 26. Oktober wirklich nur rund zehn Millionen Schilling, so ist ein Streit über diesen Betrag (den jeder Jackpot oder so manche Manager-Abfertigung übertrifft) lächerlich. Pazifisten ist sowieso jeder Schilling für das Heer zu viel, Militaristen mögen von viel mehr geträumt haben, erfreulicherweise hat man einen vernünftigen Mittelweg gefunden. Die Parade geht o.k., muß aber in EU-Zeiten, wie manche meinen, deswegen Österreichs Neutralität k.o. gehen?
Noch werden Österreichs Soldaten auf eine Republik vereidigt, die gerade an einem 26. Oktober ihre immerwährende Neutralität beschlossen hat. Will man diese Neutralität über Bord werfen, so ist dieses Datum für eine Heeresparade schlecht gewählt. Denn was will man außer der Neutralität am 26. Oktober noch feiern?
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