Politik aus dem Keller: Zum Tod von Pete du Pont
Wieviel Bürgernähe wäre Politikerinnen und Politikern anzuraten? Überlegungen anhand eines gemeinsamen Abends mit Pete du Pont, dem nun verstorbenen ehemaligen Gouverneur von Delaware.
Wieviel Bürgernähe wäre Politikerinnen und Politikern anzuraten? Überlegungen anhand eines gemeinsamen Abends mit Pete du Pont, dem nun verstorbenen ehemaligen Gouverneur von Delaware.
Diese Geschichte führt uns Jahrzehnte zurück. Ronald Reagan saß noch als Präsident im Weißen Haus – und Helene von Damm aus dem niederösterreichischen Ulmerfeld war seine engste Mitarbeiterin; laut US-Medien „Amerikas zweitmächtigste Frau“. Sie hatte mich damals eingeladen, zu einem kleinen Abendessen beim Gouverneur des US-Bundesstaates Delaware mitzukommen. Tatsächlich, eine Staats-Karosse brachte mich von Washington nach Wilmington, das zuletzt als Heimat von Präsident Joe Biden Karriere gemacht hat.
Die Erinnerung an die Gespräche dieses Abends ist längst verblasst. Geblieben aber ist die Begegnung mit Gouverneur Pete du Pont. Er entstammte einer der reichsten Familien Amerikas – einst Hugenotten-Einwanderer, die ihr Vermögen mit der Fertigung von Schwarzpulver gemacht und über Generationen hinweg als Chemie-Konzern bewahrt hatten.
Unseren Gastgeber aber hatte sein Fabrikanten-Dasein irgendwann nicht mehr gereizt – ihn zog es in die Politik. So kam er 1970 in den US-Kongress und ab 1976 zweimal an die Spitze seines tief verschuldeten Bundesstaates. Er hat ihn erfolgreich saniert – und deshalb Sympathiewerte bis zu unglaublichen 90 Prozent erreicht.
Per Funk in Bürgerkontakt
Was diesen Abend aber unvergesslich machte, das war jener Moment, als mir Pete du Pont, vom Abend-Geplauder frustriert, das Angebot zuflüsterte, mit ihm in den Keller abzutauchen. Wie überrascht war ich, dort auf eine mächtige Funkstation zu stoßen. Bald hatten wir beide unsere Kopfhörer aufgesetzt – und der Gouverneur begann, mich an seinem Hobby – und stillem Erfolgsgeheimnis – zu beteiligen: Ohne seine Identität zu enthüllen, unterhielt er sich mit Amateurfunkern in ganz Delaware über die Vorzüge und Fehler ihres Gouverneurs und über die Alltagssorgen der Bürger. Staunend hörte ich zu und erlebte eine Art ‚Auferstehung‘ des einst als Kaufmann verkleideten Kalifen Harun al-Raschid im Bagdad des 8./9. Jahrhunderts.
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