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Schritte in die Freiheit

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Meine Kameraden und ich sind froh, heil aus dieser Hölle herausgekommen zu sein. Wenn etwas hier schön war, dann nur die Soldatinnen in unserem Camp, das sie nur verlassen durften, um auf Urlaub zu fahren. Sonst blieb uns nie etwas anderes übrig, als auf der Hut zu sein: denn ein zwei Kilo schwerer Stein ist nicht weniger gefährlich als eine Maschinenpistolenkugel.” Ido Na-chum ist 19, Israeli, seit mehr als einem Jahr im Gaza-Streifen. Vorige Woche zog er mit den übrigen israelischen Soldaten aus dem besetzten Gebiet ab. Palästinensische Polizei trat an ihre Stelle.

Wer glaubt, daß morgen im Gaza-Streifen schon alles besser wird, weiß einfach nicht, was sich hier abspielt. General Matan Vil-nai, Kommandant der Gazaregion: „Für Gaza kann keiner, der den Streifen gut kennt, optimistisch sein.” Beim Abzug der israelischen Soldaten in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch vergangene Woche wollten erhitzte Gemüter mit Steinen noch Rache nehmen für 27 Jahre Okkupation, für sieben Jahre Unterdrückung der Intifada und für die schlechte Behandlung als Menschen zweiter Klasse.

In dem kleinen Jericho mit seinen 20.000 Einwohnern, einer Autonomieenklave, die nur 62 Quadratkilometer umfaßt, herrscht eine andere Atmosphäre. Schon zwei Wochen wird hier gefeiert. Einmal ist es die Fatah-Jugend, die mit Maschinenpistolensalven in die Luft beweisen, daß sie echte Männer sind, dann sind es 2.000 Pfadfinder, die sogar einige Jugendorchester haben.

US-Außenminister Warren Christopher versprach bei seinem Besuch in Jericho den Gastgebern, die zugesagten 500 Millionen US-Dollar bald fließen zu lassen. 100 Millionen davon werden in einigen Tagen bereits auf der Bank sein, sodaß Arafat wenigstens seine Polizisten entlohnen kann. Übrigens, hier in Jericho ist Arafat nicht PLO-Vorsitzender, sondern „Präsident von Palästina”.

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