Es war vor langer Zeit – und hat doch eine neue Aktualität bekommen: durch den ersten Jahrestag der Coronakrise – und den 94. Geburtstag von Hugo Portisch. Im Rückblick auf seine Zeit als Kurier-Chefredakteur ist mir zuletzt ein Nachmittag in den 1970er Jahren in den Sinn gekommen, als Portisch eben von einer Japan-Reise heimgekehrt war, wo er die großen Zeitungsredaktionen besucht hatte.
Vom Erlebten beeindruckt (und betroffen), erzählte er uns damals, womit auch wir heimischen Medienleute früher oder später zu rechnen hätten: keine Fahrten mehr ins Büro. Keine Teamarbeit wie bisher. Kein Zeitverlust durch Setzereien und Druckereien. Die Zukunftsvision, mit der er nach Hause kam, sah anders aus: Redakteure, die zu Hause unrasiert und im Trainingsanzug irgendwo zwischen Schlafzimmer und Küche vor einem Gerät sitzen und ihre Beiträge in eine Maschine klopfen würden, um sie per Kabel in eine Zentrale zu schicken. Und: Die Leser würden dann keine Zeitung mehr zugestellt bekommen, sondern einen Drucker zu Hause haben, um – wann immer sie das wollten – den aktuellsten Stand an Meldung und Meinung in Händen zu halten.
Ein neues Zeitalter
Tatsächlich: Ein Jahr nach dem Corona-Ausbruch ist die Annäherung zwischen jener Vision und der konkreten Realität offenkundig – und der Vormarsch der Digitalisierung das sichtbarste Zeichen eines neuen Zeitalters. Wie tiefgreifend dies unser Sozialgefüge verändern würde: Wir ahnten es damals nicht – und wir tappen auch heute im Dunkeln.
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