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Weltpolizist an der Leine

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Daß das Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein und den USA eskaliert und zu einem neuen Krieg führt, ist nicht auszuschließen, aber die Situation ist doch ganz anders als 1991. Damals hatte der Irak ein Nachbarland besetzt, damals lagen USA und UNO-Sicherheitsrat auf einer Linie. Heute kann sich der Zündler von Bagdad anscheinend darauf verlassen, daß der Sicherheitsrat den Weltpolizisten USA nicht so leicht von der Leine läßt. Länder wie Bußland und China wintern nun neue Einflußchancen, auch Frankreich ging immer gerne auf Distanz zu den USA. Brenzlig könnte es nur werden, wenn der Irak US-Aufklärer abschießt.

Die UNO Truppen haben zwar Kuwait befreit, aber der Diktator Saddam blieb fest im Sattel, für die USA ein ständiger Stachel im Fleisch. Die Sanktionen treffen nicht Saddam, sondern das Volk, er kann die Not nach dem Golfkrieg mühelos den bösen USA anlasten. Und er kann sich mit der Formel „UNO-lnspektoren ja, aber keine Amerikaner” den Versuch leisten, die Allianz der Gegner zu spalten. Die Beliebtheit der Amerikaner im arabischen Baum ist, auch angesichts der heutigen Politik Israels, für die die USA mitverantwortlich gemacht werden, sowieso im Keller.

I )aß die USA gerade den Irak ständig so scharf ins Visier nehmen, ist aus mehreren Gründen (geopolitische Lage, Olinteressen, alte Bechnung mit Saddam Hussein) erklärbar. Würden die Amerikaner ihre Bolle als Weltpolizist auch sonst so ernst nehmen, würde sie das glaubwürdiger machen. Der Verdacht, daß es im Westen immer wieder Leute gibt, die, wenn gute Geschäfte winken, in Sachen Menschenrechte und Waffenexport (Woher hat wohl Saddam Hussein seine Waffenarsenale und das dazugehörige Know-how?) fünfe grad sein lassen, ist jedenfalls sicher nicht von der Hand zu weisen.

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