Zeit des Sterbens – Fest des Lebens

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Als „Fest des Lebens“ hat es Ostern heuer schwer. Was bleiben kann, das ist die Botschaft, immer wieder aufzustehen und nicht liegen zu bleiben, wenn wir gefallen sind.

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Als „Fest des Lebens“ hat es Ostern heuer schwer. Was bleiben kann, das ist die Botschaft, immer wieder aufzustehen und nicht liegen zu bleiben, wenn wir gefallen sind.

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Wir erinnern uns, wie Goethes Faust in seiner Studierstube, am Gang der Welt und am Sinn des Lebens verzweifelnd, zur Giftschale greift, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Kaum aber führt er den Todesbecher zum Mund, da erklingen von der nahen Kirche die Glocken und der Chor zur Osternacht: „Christ ist erstanden“. Und obwohl sein Glauben brüchig geworden ist, hat Faust nun wieder die Kraft, um dem „letzten, ernsten Schritt“ zu widerstehen.

Wie aus einer anderen Welt kommt heute die Szene aus Goethes Hauptwerk. Aber dass Millionen Menschen gerade in diesen österlichen Tagen die Faust’sche Verzweiflung am Gang der Geschichte und ihrem Schicksal teilen, ist nicht zu bestreiten. Glocken und Osterchor werden es schwer haben, den Glauben an die Auferstehung ihrer Kriegstoten und an den Lebenssinn neu zu stärken. Für den Völkerapostel Paulus aber – und für viele Generationen nach ihm – erschien jedes Leben ohne die Osterbotschaft nur „leer“. Und auch heute erinnern die Priester über jedem ukrainischen Massengrab, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.

Erschütterungen, die wir alle durchleben

Putins Krieg gegen sein Brudervolk ist nicht nur ein Beben, das unendliches Leid anrichtet und weltweite Folgen hat. Es ist auch ein inneres Beben, das viele gläubige Menschen vor enorm schwierige Fragen stellt. Zum Beispiel diese: Lässt sich die jahrhundertealte These aufrechterhalten, dass ein Schöpfergott „die beste aller möglichen Welten“ geschaffen hat? (Wofür es gerade zur Blütezeit des Frühlings ja auch starke Indizien gäbe.) Und: Bleibt uns derlei Unmenschlichkeit nicht erspart, weil wir Menschen „zur Freiheit berufen“ sind (Galaterbrief) – für Sartre „zur Freiheit verurteilt“? Und: Wieso sind so oft gerade Geschwister im Glauben besonders erprobte Schlächter? Gilt das Wort vom „Hass auf die Ähnlichen“ tatsächlich – in Nahost und nun auch im „zivilisierten“ Europa?

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