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Ökomaut

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Es ist derzeit schwer, über die TraTtsitproblematik zu schreiben, ohne sich die Finger zu verbrennen: Stimmt man in den Chor jener ein, die im Inntal den "Auspuff Europas" sehen und radikale Beschränkungen des Transitverkehrs fordern, negiert man die Verkehrsbelastung anderswo. Stellt man dagegen möglichst leidenschaftslos die (ver-kehrs-)wirtschaftlichen Fakten zusammen, setzt man sich dem Vorwurf aus, das Leiden der betroffenen Menschen entlang der Transitrouten herzlos gegen die Mehrung des Sozialprm^h-tes aufrechnen zu wollen.

In Wahrheit gibt es nämlich -zumindest für die nächsten fünf Jahre - keine Lösung des Problems, die die Bezeichnung "Lösung" rechtfertigt:

Die geforderte Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene muß derzeit aus zwei Gründen rhetorischer Fluchtweg der Politiker bleiben: Erstens haben die Österreichischen Bundesbahnen bis auf weiteres nicht einmal die Kapazität, die jetzt schon an sie herangetragenen TransportwÜTi-sche zu erfüllen. Zweitens aber ist in vielen Fällen, selbst wenn die entsprechenden Waggon- und Verladekapazitäten zur Verfügung ständen, die Transportzeit einfach unzumutbar.

Daneben gibt es in diesem Zusammenhang jede Menge Schmankerln, auf die selbst Fabulierer vom Range eines H. C. Artmann erst einmal kommen müßten. Da weigert sich der Bürgermeister einer Tiroler Gemeinde, die traditionellerweise von Eisenbahnern bewohnt wird, die Errichtung eines Containerterminals zuzulassen. Begründung: So eine Einrichtung der Eisenbahn störe den Schlafseiner Bürger.

Bei der deutschsprachigen Mehrheit der Südtiroler gibt es gegen den Ausbau des Brennertunnels beziehungsweise gegen die Untertunnelung Tirols zwecks Vervielfachung der Bahnkapazität heftigen Widerstand, weil bei der Bahn in ers ter Linie "waschechte" Italiener arbeiten.Und natürlich gibt es auch in der Bundesrepublik, die jetzt so empört auf die angekündigten Beschränkungen des Straßentransits reagiert, Widerstand gegen die Untertunnelung Tirols: Und zwar von jenen Gemeinden, bei denen dann wie in einem Trichter - man könnte auch sagen: wie jetzt im Inntäl - der gesamte Transitverkehr zwecks Einfahrt in den Tunnel zusammenkommt.

Daß es in Wahrheit für die nächsten Jahre keine wirkliche Lösung der Transitverkehrsproblematik gibt, wissen natürlich auch unsere Politiker. Für sie geht es, weil es um ihr politisches uberleben geht, darum, ihre Bereitschaft zur Abhilfe zu demonstrieren um bis zu einer echten Abhilfe über die Rur^den zu kommen. Die Ökomaut scheint mir dafür ein taugliches, ein Nachfahrverbot hingegen ein extrem untaugliches Mittel.

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