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ÖSTERREICH WIRD VERSIEGELT
Die Dynamik der Veränderung von Gewässern nach dem Kriege kann mit einigen Zahlen eindrucksvoll belegt werden. So wurden von 1945 bis 1980 rund 1.136 Quadratkilometer, das ist nahezu die Hälfte der Fläche Vorarlbergs, hochwasserfrei gemacht und damit häufig einer naturnahen Bewirtschaftungsform entzogen. Weiters wurden von 1945 bis 1980 rund 3.860 Kilometer Flüsse reguliert und weitere 7.185 Kilometer instandgesetzt.
Ebenfalls sehr nachhaltig ist die Landschaftsveränderung durch Meliorationen. So wurden zwischen 1945 und 1979 3.332 Kilometer Bäche reguliert. 2.270 Kilometer verrohrt, rund 580 Quadratkilometer Fläche vor Hochwasser geschützt, rund 1.620 Quadratkilometer Fläche entwässert.
Allein durch die energiewirtschaftliche Nutzung der sieben Flüsse Donau, Enns, Inn, Drau, Mur, Traun und Salzach wurden rund 800 Kilometer Flußstrecken verändert. Der Nutzungsraum der großen Speicherkraftwerke hat eine Größe von rund eineinhalb Milliarden Kubikmeter erreicht.
Eine Untersuchung der wichtigsten Bäche und Flüsse Niederösterreichs hinsichtlich ihrer Begleitvegetation ergab z.B., daß nur mehr fünf Prozent der untersuchten Flußstrecken als „natürlich", 31 Prozent aber als „beeinträchtigt" und 28 Prozent als „zerstört" anzusehen sind.
30.000 Kilometer verändert
Insgesamt wurden durch den Wasserbau bereits mehr als 30.000 Kilometer unserer Fließgewässer verändert, praktisch jeder Bach, der mehr als einen Kubikmeter je Sekunde Niedrigwasser führt. Die Art der Umsetzung technischer Zielsetzung an und im Gewässer hat diese oft stärker betroffen als die Abwässer...
So nimmt es nicht wunder, daß bereits etliche Fischarten in Österreichs Flüssen ausgestorben sind. Als erstes verschwand der Waxdick, ein störartiger, bis zu 1.500 Kilo schwerer Fisch... Inzwischen ist ein Drittel aller Donaufischarten in Österreich ausgerottet worden bzw. verschollen, auch die übrigen Arten haben zahlenmäßig stark abgenommen. Das gleiche gilt für alle Flüsse. Es gilt auch für die meisten Seen, wo Uferverbauung und Straßen den Lebensraum von Pflanzen und Tieren stark eingeschränkt haben. Die Nährstoffanreicherung bewirkte ein übriges.
Was am Beispiel der Fische aufgezeigt wurde, gilt natürlich in gleicher Weise für die übrige Lebenswelt. So sind die Amphibien zu 100 Prozent vom Aussterben bedroht, ebenso die am und im Wasser vorkommenden Säugetiere Fischotter und Wasserspitzmaus. An das nährstoffreiche, aber verarmte Milieu könnten sich nur solche Tiere anpassen, die Schlammorganismen und Abfall verwerten können, also Enten und Möwen. Ein schwacher Trost für die abhandengekommen Löschteiche, Eisteiche, Pferdeschwemmen, Moore, Sümpfe und Auen sind die in den letzten Jahren vermehrt entstandenen Kies-und Schottergruben. Mancherorts sind so Ersatzlebensräume entstanden, die einigen Tier- und Pflanzenarten das Überleben ermöglichen könnten...
Auszugaus: UMWELTREPORT ÖSTERREICH. Von Werner Katzmann und Heinrich Schrom (Hrsg.). Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 1991,432 Seiten, öS 348,-
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