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Österreicher im Ausland — eine Chance
Zwei Ereignisse pflegen schon seit Jahren die Herbstsaison einzuleiten: das Jahrestreffen der Auslandsösterreicher und die Zusammenkunft der Kulturattaches und Kulturinstitut-Chefs Österreichs im Ausland. Heuer sorgte die plötzlich allenthalben aufgebrandete Diskussion um die „Skandalrepublik“ für aktuellen Gesprächsstoff.
Das „zehnte Bundesland“, von dem bei den Tagungen der Auslandsösterreicher stets intensiv die Rede ist, hat fließende „Grenzen“. Es umfaßt geographisch den ganzen Erdball, steht aber soziologisch in einem ständigen Osmoseprozeß mit seiner Umwelt.
Es beginnt bei den mit festem Auftrag und Zeitlimit ins Ausland entsandten Diplomaten, Wirtschaftsdelegierten, Jung-Wissenschaftlern, UN-Soldaten. Es reicht über viele, die sich „draußen“ bessere Chancen erwarteten als in der Heimat, bis zu den Emigranten verschiedener Wellen, denen das Aufnahmeland zur neuen Heimat geworden ist.
Das „zehnte Bundesland“ verästelt sich dann in hunderttausende von Ehepartnern aus dem Aufnahmeland, von Kindern und Enkeln, die vielfach die Sprache der österreichischen Vorfahren nicht mehr beherrschen. Es zählt aber ideell auch so mancher ausländische Absolvent einer österreichischen Universität dazu, dem die Jahre der Ausbildung in Österreich das Verständnis für dieses Land mitgegeben haben.
Als Gesprächspartner für Österreichs Behörden können zunächst nur jene Auslandsösterreicher zählen, die noch im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft sind. Als potentielle Freunde und Helfer, wenn es gilt, Österreichs Ruf im Ausland (wieder) zu festigen, könnten sie aber alle gewonnen werden, wenn man es in der Heimat verstünde, diese Chance zu nutzen.
Zwei Probleme sind es immer wieder, die bei ihren Zusammenkünften zur Sprache kommen: das Wahlrecht, die Möglichkeit der Stimmabgabe durch Briefwahl oder bei den Vertretungsbehörden und die Möglichkeit, neben einer neuen Staatsbürgerschaft die alte beizubehalten.
Zur Lösung beider Probleme gäbe es genug Beispiele im Ausland, ja auch in Österreich selbst, wenn man bei den Ex- oder Altösterreichern so großzügig verführe, wie bei manchem einzubürgernden Sportler___
Den Kontakt zu den Landsleuten im engeren wie im weiten Sinn haben die Vertretungsbehörder. zu halten - und hier in erster Linie die Kulturbeauftragten. Um Österreichs Kultur im Ausland präsent zu halten, gilt es, Publikum anzusprechen. Wo wäre es, wenn nicht in den Kreisen jener, die eine besondere Beziehung zu Österreich haben, sei es auch nur aus der Herkunft der Ahnen. Sie sind es aucn, die in erster Linie geneigt wären mitzuhelfen, daß die Identifizierung Österreichs mit der „Skandalrepublik“ keine Dauererscheinung wird.
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