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Österreichs Chance: „Nationale Kooperation“

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Hätte es noch eines Beweises bedurft, daß auch ein kleines Land wie Österreich mitunter in der Forschung voran sein kann, so wurde er erst kürzlich erbracht: Auf Einladung des Plasmaphysik-Labors der Universität in Princeton (USA) soll ein am Institut für Allgemeine Physik der Technischen Universität Wien (Vorstand: Univ.-Prof. Franz Viehböck) entwickeltes Gerät, ein „Doppler-Shift-Laser-Spektrometer“, zum Nachweis von schweren Atomen und der Bestimmung ihrer Geschwindigkeit im Rahmen eines der größten bisher eingeleiteten Kernfusionsex, perimente Verwendung finden.

Diesen schönen, international anerkannten Erfolg darf das 1972 angelaufene erste österreichische Forschungsschwerpunkte-Programm auf seine Fahnen schreiben, das in den letzten Jahren vor allem auch der Plasmaphysik besondere Unterstüt-zung gewährte. Kürzlich wurde der erste Teil des zweiten derartigen - auf fünf Jahre veranschlagten - Pro-

gramms beschlossen, der folgende Schwerpunkte (zum Teil Fortsetzungen des alten Programms in neuer Konzeption) vorsieht:

• Lagerstättenforschung

• Arbeitsorganisation

• Eisenwerkstoffe

• Byzantinistik

• Die Familie im sozialen Wandel

• Plasmaphysik

• Handschriftenkunde und Buchgeschichte im Mittelalter

• Physikalische und nachrichtentechnische Weltraumforschung

• Grundlagen und Technologie elektronischer Bauelemente

Für Dezember ist der Beschluß über weitere Forschungsgebiete zu erwarten, die ebenfalls als Schwerpunkte vorgeschlagen wurden:

• Die frühalpine Geschichte der Ostalpen

• Medizinische Hirnforschung

• Universitäre Bildung und Beschäftigungssystem

Zu einem späteren Zeitpunkt soll eventuell noch das Thema „Allergie-

forschung“ in das Programm aufgenommen werden.

Wie kommt ein solches Schwerpunkteprogramm zustande und wie wird es finanziert?

Zunächst trifft die österreichische Rektorenkonferenz eine Vorauswahl aus den von ihr mittels Fragebogen ermittelten Projektvorschlägen und gibt sie dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung weiter. Dieser verlangt eine genaue Beschreibung der einzelnen Vorhaben und unterzieht sie einem internationalen Prüfungsverfahren, ehe er die endgültige Entscheidung fällt

Dr. Raoul Kneucker, Generalsekretär des Fonds, betont, daß es bei der Auswahl eines Schwerpunktes vor allem darum gehe, Forschungen zu unterstützen, die einen repräsentativen österreichischen Beitrag zu dieser Thematik darstellen. Schwerpunkte würden nicht „von oben“ initiiert, sondern müßten auf vorhandenen wissenschaftlichen Grundlagen und Kapazitäten aufbauen. Alle österreichischen Forscher auf dem betreffenden Gebiet - ob an einem Institut einer Universität oder der Akademie der Wissenschaften oder an einer anderen wissenschaftlichen Institution (etwa der Nationalbibliothek) tätig - sollten eingebunden, eine „nationale Kooperation“ hergestellt werden.

Obwohl der Fonds ein Viertel seines Gesamtbudgetvolumens - heuer rund 36 Millionen Schilling - in das Schwerpunkteprogramm investiert, müssen ständig neue Geldquellen erschlossen werden. Kneucker hofft auf Bundes- oder Landesmittel auch aus anderen als den Wissenschaftsressorts, weil hier „Forschung nicht nur ,1'art pour l'art'“, sondern mit direkter Relevanz (etwa für die Wirtschaft) betrieben werde.

Die FURCHE wird, um ihren Lesern zu ermöglichen, sich selbst ein Bild zu machen, die nun beschlossenen Forschungsschwerpunkte in Einzelbeiträgen während der nächsten Monate vorstellen.

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