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Österreichs magere Entwicklungshilfe

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Die 2,2 Milliarden, die Österreich 1980 für Entwicklungshilfe ausgab, sind, auf unser Sozialprodukt bezogen, herzlich wenig: Von 100 verdienten Schillingen spendieren wir ganze 22 Groschen für die Entwicklung der Dritten Welt. Bei näherer Betrachtung ist die echte Hilfe noch geringer.

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Die 2,2 Milliarden, die Österreich 1980 für Entwicklungshilfe ausgab, sind, auf unser Sozialprodukt bezogen, herzlich wenig: Von 100 verdienten Schillingen spendieren wir ganze 22 Groschen für die Entwicklung der Dritten Welt. Bei näherer Betrachtung ist die echte Hilfe noch geringer.

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In der Liste der OECD-Länder, die Entwicklungshilfe leisten, steht Österreich mit 0,22 Prozent des Bruttosozialprodukts (BSP), zusammen mit Finnland und vor Italien, auf dem zweitletzten Platz. Das selbstgesteckte Ziel der OECD-Länder, ein Prozent ihres BSP für Entwicklungshilfe insgesamt, und davon mindestens 0,7 Prozent aus öffentlichen Mitteln aufzuwenden, liegt allerdings auch für manch anderes Land in weiter Ferne.

Doch während der Durchschnitt der Geberländer an öffentlicher Hilfe 0,37 Prozent beträgt, gibt es einige Länder, die das Ziel bereits überholt haben; die öffentliche Entwicklungshilfe der Niederlande beträgt 0,99 Prozent des BSP, in Norwegen sind es 0,82, in Schweden und Dänemark 0,76 bzw. 0,72 Prozent.

Gegenüber 1979 hat sich die österreichische öffentliche Entwicklungshilfe von 1696 auf 2235 Millionen Schilling erhöht, doch ist dieser Zuwachs den Exportförderungskrediten zu danken, die von 263 auf 1339 Millionen Schilling gestiegen sind und für sich allein schon 60 Prozent der Gesamtsumme ausmachen. Der Geschenkanteil der österreichischen Entwicklungshilfe beträgt 57 Prozent, der Rest muß von den Empfängern zurückbezahlt werden.

Auch hier liegt Österreich auf dem vorletzten Platz der Geberländer — zürn Unterschied etwa von Italien, das zwar beim Anteil des Bruttosozialprodukts das Schlußlicht bildet, diese Hilfe aber zu 98 Prozent wirklich verschenkt. Alle Faktoren zusammengenommen, dürfte Österreich unter den reichsten Ländern jenes sein, das sich die Hilfe am wenigsten kosten läßt.

„Geschenke" sind, neben dem 30prozentigen Zuschuß zu den Krediten, vor allem die „büatera-len Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln", die zwischen 1979 und

1980 von 508 auf 544 Mio. S gestiegen sind.

Ein Viertel dieser Mittel entfiel auf fünf afrikanische Länder: Sambia, Ägypten, Kenia, Ober-volta und Sudan. Insgesamt wurden Projekte in 29 Ländern gefördert, auch die Katastrophenhilfe der österreichischen Bundesregierung zählt hier mit.

Ein großer Teil der Entwicklungshilfe wird in Osterreich selbst ausgegeben. Allein die Hochschulkosten für Studenten aus Entwicklungsländern schlagen mit 243,5 Millionen Schilling — rund 45 Prozent der bilateralen Zuschüsse — zu Buch. Weitere 13 Millionen werden für die Betreuung der Studenten in Österreich ausgegeben.

Für die Entsendung von Entwicklungshelfern und Experten werden vom österreichischen Staat 33 Millionen Schilling aufgebracht, weitere 13 Millionen für Kurse und Lehrgänge für Ausländer in Osterreich. Stipendienaktionen für Angehörige aus Entwicklungsländern in Österreich (5,5 Millionen Schilling) sind Entwicklungshilfe, aber auch Entwicklungsforschung und entwicklungspolitische Informationsarbeit werden der österrei-

chischen Entwicklungshilfe zugezählt.

Die Kosten für von Österreich finanzierte Schulen im Ausland (Forstwirtschaftsschule in Mexico, technische Gewerbeschule in Obervolta oder auch die Alphabetisierungskampagne in Nicaragua), für wirtschaftliche Hilfsprojekte (z. B. Reparatur von Eisenbahnbrücken in Sambia), von Landwirtschaftsprojekten und medizinischer Hilfe — mit insgesamt rund 100 Millionen Schilling das, was sich der Durchschnittsbürger im allgemeinen unter „Entwicklungshilfe" vorstellt — stellen dabei (mit 5 Prozent des „Kuchens") kaum mehr dar als die Brösel, die vom wohlgedeckten Tisch des Reichen fallen.

Jene 2,3 Milliarden Menschen, die in den 36 ärmsten Ländern der Welt wohnen, erhielten 3,1 Prozent der gesamten österreichischen Entwicklungshilfe: 69,1 Millionen Schilling, wovon der Löwenanteil (36,9 Millionen) Tansania zukam.

Private Hilfsorganisationen haben im selben Jahr 1980 304 Millionen Schilling für die Dritte Welt aufgebracht. 250 Millionen kamen aus Sammlungen katholischer Organisationen, wovon rund 40 Prozent auf Entwicklungshilfe, der Rest auf Missionshilfe verwendet wurden.

Auszug aus dem Informationsdienst der Katholischen Sozialakademie Österreichs (4/82).

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